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Befriedung des Nahostkonflikts Gaza-Friedensplan: «Den ewigen Frieden sehe ich noch nicht»

In Ägypten beginnen neue Verhandlungen über ein Ende des Gaza-Kriegs. Hintergrund ist der Friedensplan der USA, den die Hamas teilweise gutgeheissen hat. Nahost-Experte Simon Wolfgang Fuchs spricht über die möglichen Schwierigkeiten bei den Verhandlungen.

Simon Wolfgang Fuchs

Hebräische Universität Jerusalem

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Fuchs ist ausserordentlicher Professor für Islam in Südasien und im Nahen Osten an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er unterrichtet in den Asienstudien und den Islam- und Nahoststudien. Seine Interessen drehen sich um Debatten innerhalb und um Verhandlungen der islamischen Gelehrten Tradition in modernen und zeitgenössischen muslimischen Gesellschaften.

SRF News: Bringen die Verhandlungen in Ägypten etwas?

Simon Wolfgang Fuchs: Ich glaube, man darf die Verhandlungen nicht so verstehen, wie Trump die letzten Tage angekündigt hat; dass es nur noch um kleine technische Details geht, dass die grossen Fragen schon geklärt sind. Was die nächsten Tage verhandelt wird, ist wirklich entscheidend. Es gibt hier sehr viele Fallstricke und Konfliktlinien.

Flüchtlingslager in Gaza, Zelte in der Wüste
Legende: Es herrscht noch kein Friede in Gaza. (im Bild: Flüchtlingslager im Gazastreifen) Keystone / Jehad Alshrafi

SRF News: Stehen die Chancen für einen Frieden so gut wie lange nicht mehr?

Zum ersten Mal haben wir zumindest wieder Hoffnung. Wir hatten uns daran gewöhnt, dass dieser Krieg einfach weitergeht, dass er sich immer nur verschlimmert, wie mit der Offensive in Gaza Stadt. Von daher ist diese Initiative auf jeden Fall zu begrüssen. Neu ist die Unterstützung von sehr vielen Akteuren, nicht nur von den USA und von Europa, auch von arabischen und muslimischen Staaten. Das ist zumindest eine Grundlage, die etwas aufatmen lässt.

Warum sind Sie skeptisch, dass es vielleicht doch nicht so schnell klappt mit Frieden in Gaza?

Die ‹unkontroverseste› Phase dieser Vereinbarung ist die Freilassung der israelischen Geiseln für palästinensische Gefangene. Doch bereits dabei sehen wir, dass es unterschiedliche Auffassungen gibt. Israel möchte sich ein Vetorecht vorbehalten, wen man freilässt. Wirklich entscheidend allerdings ist, wie es dann weitergeht, vor allem auch, was den israelischen Rückzug anbelangt. 

Netanjahu sagt, dass Israel auch weiterhin völlige Handlungsfreiheit für das Militär in Gaza habe, selbst wenn die Geiseln freikommen und die palästinensischen Gefangenen überstellt sind.

Das Weisse Haus drängt darauf, dass angeblich schon eingetütet sei, dass Israel sich in gewisser Weise zurückzieht. Aber das ist für die Hamas nicht ausreichend. Man will einen kompletten Rückzug. Man will auch Versprechen für ein Ende des Krieges, wenn dieser Geiseldeal abgeschlossen ist. Darauf möchte sich Israel aber nicht einlassen. Das sieht man daran, wie Netanjahu die rechtsextremen Minister in seinem Kabinett überzeugen will, zuzustimmen. Er sagt, dass Israel auch weiterhin völlige Handlungsfreiheit für das Militär in Gaza habe, selbst wenn die Geiseln freikommen und die palästinensischen Gefangenen überstellt sind.

Ruinen von der Gaza Stadt
Legende: Ruinen in Gaza-Stadt. Keystone / Mohammed Saber

Hat der Friedensplan von Donald Trump zu viele Vorschusslorbeeren erhalten?

Den ewigen Frieden, der verkündet worden ist, sehe ich noch nicht. Es ist aber erstaunlich, dass die USA in dieser Hinsicht wieder so engagiert sind. Das hat viel zu tun mit Einfluss von Golfstaaten, die eng mit Donald Trump zusammenarbeiten. 

Ich glaube, es ist allen Seiten klar, dass es so nicht weitergehen kann.

Wie wahrscheinlich ist aus Ihrer Sicht ein baldiger Frieden oder ein baldiges Kriegsende in Gaza?

Wahrscheinlich nicht diese Woche. Aber ich glaube, es ist allen Seiten klar, dass es so nicht weitergehen kann. Im Moment ist es wirklich schwierig einzuschätzen. Die Zeichen stehen gut. Aber es kann noch sehr viel schiefgehen.

Das Gespräch führte Vera Deragisch.

SRF 4 News, 06.10.2025, 06:50 Uhr ; 

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