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Hamas zu Trumps Friedensplan Ein Schimmer Hoffnung auf ein Ende des Kriegs in Gaza

Die Hamas ist bereit, die Geiseln freizulassen, Israel will die Bombardierung stoppen. Viele Details bleiben unklar.

Donald Trump ist ein Mann der Superlative. Kurz nachdem die militant-islamistische Hamas ihre Zustimmung zu Teilen seines Gaza-Plans bekannt gegeben hatte, äusserte sich der US-Präsident via Truth Social und per Video zu Wort. «Wir sind sehr nah dran, Frieden im Nahen Osten zu erreichen», teilte er mit.

Das dürfte wohl zu optimistisch sein, meint SRF-Auslandredaktorin Anna Trechsel. Dennoch sei die Antwort der Hamas und Trumps Reaktion darauf positiv: «Es ist ein erster wichtiger Schritt, aber nicht mehr.»

Grundsätzlich zur Freilassung der Geiseln bereit

Die Hamas hat zwar grundsätzlich Ja gesagt zur Freilassung der Geiseln – und sie zeigt sich einverstanden damit, die Verwaltung des Gazastreifens einer palästinensischen Technokratenregierung zu überlassen. Doch was mit ihren Waffen geschehen soll, bleibt weiter unklar.

Freilassung innert 72 Stunden?

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Laut dem Trump-Plan sollen die Geiseln innerhalb von 72 Stunden freikommen – ob das so möglich ist, ist aber fraglich, ein hochrangiges Hamas-Mitglied bezeichnete diese Vorgabe als «theoretisch».

In seiner ersten Reaktion auf Truth Social reagierte Trump sehr positiv – und er forderte Israel dazu auf, die Bombardierung des Gazastreifens sofort einzustellen, damit die Geiseln freigelassen werden könnten. Er versteht die Antwort der Hamas also nicht als Ausweichmanöver, obwohl sie nachverhandeln will.

Ein Ende dieses Krieges ist längst überfällig – Gaza liegt in Trümmern. Und die Geiseln werden seit fast zwei Jahren unter grausamsten Umständen in Gaza festgehalten. Sie müssen endlich zu ihren Familien zurückkehren können.
Autor: Anna Trechsel SRF-Auslandredaktorin

Aus Israel heisst es derweil, man werde mit Trump zusammenarbeiten «um den Krieg zu einem Ende zu bringen», wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mitteilte. Man sei auf einer Linie mit den USA.

Menschen in Gaza, eine Person im Rollstuhl.
Legende: Seit Beginn der Angriffe Israels auf Gaza nach dem Hamas-Überfall und der Verschleppung der Geiseln nach Gaza am 7. Oktober 2023 sind Zehntausende Menschen getötet worden, fast alle der rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner im Gazastreifen wurden vertrieben. Und noch immer werden 48 Geiseln von der Hamas in Gaza festgehalten. Reuters/Ebrahim Hajajj

Die israelische Armee bereitet sich laut eigenen Angaben auf die erste Phase des Trump-Plans vor, damit die Geiseln freigelassen werden können. Das Radio der Armee meldete, man wechsle von der offensiven in die defensive Phase und die Kampagne zur Eroberung von Gaza-Stadt werde eingestellt.

Noch viele Stolpersteine und Unklarheiten

Trump spricht auch jetzt wieder von einem «grossen Wurf», von Frieden nicht nur in Gaza, sondern in der ganzen Region. «Ich denke aber, da muss man die Erwartungen zurückschrauben», sagt Auslandredaktorin Trechsel.

Einige Eckwerte für den Gazastreifen sind jetzt gesetzt: Israel soll das Küstengebiet nicht auf Dauer besetzen und besiedeln, und die palästinensische Bevölkerung soll nicht vertrieben werden.
Autor: Anna Trechsel SRF-Auslandredaktorin

Es gebe im Trump-Plan viel zu viele Stolpersteine und Unklarheiten – und nicht einmal einen klaren Rahmen für einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.

Immerhin: «Einige Eckwerte für den Gazastreifen sind jetzt gesetzt: Israel soll das Küstengebiet nicht auf Dauer besetzen und besiedeln, und die palästinensische Bevölkerung soll nicht vertrieben werden – entgegen dem Wunsch vieler in der israelischen Regierung», sagt Trechsel. Auch solle die humanitäre Hilfe massiv hochgefahren werden – «und das ist dringend nötig».

Die nächsten Tage abwarten

Allerdings: «Man wird in den nächsten Tagen und Wochen sehen müssen, ob der Wille bei den Konfliktparteien wirklich da ist, diesen Krieg in Gaza endlich dauerhaft zu beenden», betont Trechsel.

Schweiz fordert konkrete Schritte hin zum Frieden im Gazastreifen

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Das Schweizer Aussendepartement fordert angesichts der jüngsten Entwicklungen im Gaza-Krieg rasch konkrete Schritte. Die Freilassung aller Geiseln, die Beendigung der Kampfhandlungen und ein sofortiger humanitärer Zugang in den Gazastreifen müssten «sofortige Prioritäten» sein. Die Schweiz rufe alle Konfliktparteien auf, unverzüglich zu handeln und dabei das Völkerrecht voll zu respektieren, schreibt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf der Plattform X. In dem Post dankte die offizielle Schweiz allen Vermittlern und erklärte sich bereit, alle konkreten Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu unterstützen. Grundlage müsse dabei die Zweistaatenlösung sein.

Und: «Eines ist klar: Ein Ende dieses Krieges ist längst überfällig. Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen kann einfach nicht mehr – über 66'000 Menschen sind getötet worden, fast alle Menschen haben ihr Obdach und ihre Lebensgrundlage verloren, Gaza liegt in Trümmern. Und die Geiseln werden seit fast zwei Jahren unter grausamsten Umständen in Gaza festgehalten und müssen endlich zu ihren Familien zurückkehren können.»

 

Nachrichten, 4.10.2025, 08:00 Uhr ; 

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