Donald Trump ist ein Mann der Superlative. Kurz nachdem die militant-islamistische Hamas ihre Zustimmung zu Teilen seines Gaza-Plans bekannt gegeben hatte, äusserte sich der US-Präsident via Truth Social und per Video zu Wort. «Wir sind sehr nah dran, Frieden im Nahen Osten zu erreichen», teilte er mit.
Das dürfte wohl zu optimistisch sein, meint SRF-Auslandredaktorin Anna Trechsel. Dennoch sei die Antwort der Hamas und Trumps Reaktion darauf positiv: «Es ist ein erster wichtiger Schritt, aber nicht mehr.»
Grundsätzlich zur Freilassung der Geiseln bereit
Die Hamas hat zwar grundsätzlich Ja gesagt zur Freilassung der Geiseln – und sie zeigt sich einverstanden damit, die Verwaltung des Gazastreifens einer palästinensischen Technokratenregierung zu überlassen. Doch was mit ihren Waffen geschehen soll, bleibt weiter unklar.
In seiner ersten Reaktion auf Truth Social reagierte Trump sehr positiv – und er forderte Israel dazu auf, die Bombardierung des Gazastreifens sofort einzustellen, damit die Geiseln freigelassen werden könnten. Er versteht die Antwort der Hamas also nicht als Ausweichmanöver, obwohl sie nachverhandeln will.
Ein Ende dieses Krieges ist längst überfällig – Gaza liegt in Trümmern. Und die Geiseln werden seit fast zwei Jahren unter grausamsten Umständen in Gaza festgehalten. Sie müssen endlich zu ihren Familien zurückkehren können.
Aus Israel heisst es derweil, man werde mit Trump zusammenarbeiten «um den Krieg zu einem Ende zu bringen», wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mitteilte. Man sei auf einer Linie mit den USA.
Die israelische Armee bereitet sich laut eigenen Angaben auf die erste Phase des Trump-Plans vor, damit die Geiseln freigelassen werden können. Das Radio der Armee meldete, man wechsle von der offensiven in die defensive Phase und die Kampagne zur Eroberung von Gaza-Stadt werde eingestellt.
Noch viele Stolpersteine und Unklarheiten
Trump spricht auch jetzt wieder von einem «grossen Wurf», von Frieden nicht nur in Gaza, sondern in der ganzen Region. «Ich denke aber, da muss man die Erwartungen zurückschrauben», sagt Auslandredaktorin Trechsel.
Einige Eckwerte für den Gazastreifen sind jetzt gesetzt: Israel soll das Küstengebiet nicht auf Dauer besetzen und besiedeln, und die palästinensische Bevölkerung soll nicht vertrieben werden.
Es gebe im Trump-Plan viel zu viele Stolpersteine und Unklarheiten – und nicht einmal einen klaren Rahmen für einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Immerhin: «Einige Eckwerte für den Gazastreifen sind jetzt gesetzt: Israel soll das Küstengebiet nicht auf Dauer besetzen und besiedeln, und die palästinensische Bevölkerung soll nicht vertrieben werden – entgegen dem Wunsch vieler in der israelischen Regierung», sagt Trechsel. Auch solle die humanitäre Hilfe massiv hochgefahren werden – «und das ist dringend nötig».
Die nächsten Tage abwarten
Allerdings: «Man wird in den nächsten Tagen und Wochen sehen müssen, ob der Wille bei den Konfliktparteien wirklich da ist, diesen Krieg in Gaza endlich dauerhaft zu beenden», betont Trechsel.
Und: «Eines ist klar: Ein Ende dieses Krieges ist längst überfällig. Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen kann einfach nicht mehr – über 66'000 Menschen sind getötet worden, fast alle Menschen haben ihr Obdach und ihre Lebensgrundlage verloren, Gaza liegt in Trümmern. Und die Geiseln werden seit fast zwei Jahren unter grausamsten Umständen in Gaza festgehalten und müssen endlich zu ihren Familien zurückkehren können.»