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Gegenschlag nach US-Angriff Iran greift US-Militärstützpunkt in Katar an: ein Überblick

Iran holt zum Gegenschlag gegen die USA aus – das sind die Einordnungen und Reaktionen.

Das ist passiert: Der Iran hat als Vergeltung für die Bombardierung seiner Atomanlagen den US-Militärstützpunkt Al-Udeid in Katar angegriffen. «Die Zahl der eingesetzten Raketen in dieser erfolgreichen Operation entsprach exakt der Anzahl der Bomben, die die USA bei ihrem Angriff auf Irans Nuklearanlagen verwendet hatten», hiess es in einer Erklärung des iranischen nationalen Sicherheitsrats nach dem Angriff auf die US-Luftwaffenbasis. Dem Golfemirat zufolge vereitelte die Luftabwehr den Angriff und fing die Raketen erfolgreich ab. Laut einem Bericht der «New York Times» hat der Iran den Angriff in Katar mit dortigen Behörden abgesprochen.

Einordnung zum iranischen Gegenschlag

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SRF-Nahostkorrespondenten Anita Bünter und Jonas Bischoff ordnen ein:

Der iranische Angriff auf den US-Militärstützpunkt Al-Udeid in Katar sieht nach einem koordinierten – ja fast schon orchestrierten – Vergeltungsschlag aus. Iran soll Katar vor dem Angriff informiert haben, berichtet die «New York Times» unter Berufung auf drei iranische Quellen. Dies wohl, um Schäden möglichst zu vermeiden. 

Diese Vorgehensweise klingt plausibel und würde darauf hindeuten, dass der Iran versucht, eine weitere Eskalation mit den USA zu verhindern. Dazu passt auch die Stellungnahme, welche der iranische nationale Sicherheitsrat vor kurzem veröffentlicht hat. Darin wird betont, dass man gleich viele Raketen verwendet habe, wie die USA bei ihrem Angriff auf das iranische Atomprogramm.

Das deutet im Moment darauf hin, dass das der iranische Gegenschlag war – und nicht noch mehr kommt. Die grosse Frage ist nun, wie die USA auf den Angriff auf ihre grösste Militärbasis in Nahost reagieren werden.

Washington verkündet derweil Waffenruhe: Der Iran hat die USA nach Angaben von Präsident Donald Trump vor dem Angriff auf den US-Militärstützpunkt in Katar gewarnt. Dafür danke er dem Iran, es habe keine Verletzten oder Toten gegeben, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Er bezeichnete Teherans Vergeltungsangriff als «sehr schwache Antwort» auf das US-Bombardement von drei iranischen Atomanlagen am Wochenende. Kurz darauf schrieb US-Präsident Donald Trump auf Truth Social, dass der Iran und Israel sich auf eine Waffenruhe geeinigt hätten. Es gebe eine «vollständige und totale Waffenruhe» für zwölf Stunden, schreibt Trump. Danach gelte der Krieg als beendet. Weder Israel noch der Iran haben sich bisher zu einer möglichen Waffenruhe geäussert.

Einordnung zur verkündigten Waffenruhe

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SRF-USA-Korrespondent Pascal Weber ordnet ein:

Irans vorab angekündigte Raketen auf die US-Militärbasis Al-Udeid in Katar scheinen sich am Ende als iranisches Friedensangebot herauszustellen. Was als Eskalation daherkam, war in Wahrheit eine Deeskalation – es war Irans Exit-Strategie aus der Eskalationsspirale. 

Falls sich die beiden Kriegsparteien tatsächlich an die von Donald Trump angekündigte Abmachung halten, bedeutet das absehbare Ende dieses Krieges für den US-Präsidenten einen grossen Erfolg. Das iranische Nuklearprogramm dürfte auf lange Sicht keine unmittelbare Gefahr mehr darstellen. Zwar wissen die USA nicht genau, wie weitgehend sie das Programm mit ihren Bombenangriffen Samstagnacht zerstört haben. Und sie werden auch nicht sicher sein können, dass Iran es beendet, ohne dass die Führung in Iran in einen diplomatisch ausgehandelten, überprüfbaren Mechanismus einwilligt, in dem Iran das Nuklearprogramm aufgibt. 

Aber Israel hat in diesem Krieg die iranische Luftabwehr so weit ausgeschaltet, dass es auf lange Sicht vollständige Bewegungsfreiheit über dem iranischen Luftraum haben wird. Damit können Israel und die USA Bemühungen Irans, neue Anreicherungsanlagen aufzubauen, jederzeit erkennen und zerstören.

So reagiert Katar auf den Angriff Irans: Das Golfemirat verurteilte den iranischen Angriff scharf. Es handle sich um eine «eklatante Verletzung» der Souveränität und des Luftraums des Landes. «Katar behält sich das Recht vor, direkt und in einem dem Ausmass dieser offensichtlichen Aggression angemessenen Rahmen sowie im Einklang mit dem Völkerrecht zu reagieren», erklärte der Sprecher des Aussenministeriums Madschid al-Ansari. Katar hatte kurz vor den Angriffen die Sperrung seines Luftraums mitgeteilt. Augenzeugen in Doha berichteten, dass zwei Minuten lang Explosionsgeräusche zu hören gewesen waren. Am Himmel seien Flugobjekte geflogen.

Staaten schliessen Luftraum: Nach dem Angriff schlossen auch die Golfstaaten Bahrain und Kuwait ihre Lufträume. Das bahrainische Verkehrsministerium kündigte die vorübergehende Aussetzung des Luftverkehrs im Luftraum des Königreichs als Vorsichtsmassnahme an. Die Menschen seien aufgerufen, Schutz in nahe gelegenen Gebäuden zu suchen, bis die Gefahr vorüber sei, hiess es in einer weiteren Mitteilung des Innenministeriums. Auch Kuwait kündigte im «im Interesse der Sicherheit des Landes» die Schliessung des Luftraums und der Flughäfen an. Ebenso kündigte der Irak die komplette Sperrung des Flugraums an. Am Abend gaben Kuwait, Bahrain und Dubai ihre Lufträume wieder frei.

Arabische Länder verurteilen iranischen Angriff

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Saudi-Arabien hat den iranischen Angriff in Katar als «eklatanten Verstoss gegen das Völkerrecht und die Prinzipien guter Nachbarschaft» verurteilt. Das Vorgehen Irans sei «unter keinen Umständen akzeptabel oder zu rechtfertigen», hiess es in einer Erklärung des Aussenministeriums.

Auch Jordanien verurteilte den iranischen Angriff und sprach von einer «eklatanten Verletzung der Souveränität» sowie einer «gefährlichen Eskalation». In einer Stellungnahme des Aussenministeriums forderte Amman ein Ende der Eskalationen in der Region und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. «Ein ernsthafter Dialog sei der einzige Weg, um die aktuellen Krisen zu überwinden, die Sicherheit und Stabilität der Region zu wahren und die Bevölkerung zu schützen», hiess es vom Aussenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate.

Ägypten rief zu Deeskalation auf und zeigte sich besorgt wegen der jüngsten Angriffe. International müssten Anstrengungen unternommen werden, um die Spannungen abzubauen, so das Aussenministerium in Kairo. Der Angriff stelle eine Eskalationsstufe dar, vor der der Irak stets gewarnt habe, hiess es aus dem Aussenministerium in Bagdad.

Der Oman, der noch bis vor kurzem als Vermittler zwischen den USA und dem Iran agierte, bezeichnete die Attacke als inakzeptabel. Sie würde zu nur noch mehr Zerstörung führen und die Sicherheit der Region weiter untergraben.

Tagesschau, 23.6.2025, 19:30 Uhr ; 

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