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Amtseinführung im Vatikan Papst Leo XIV. mahnt zu Einigkeit und rügt Kapitalismus und Krieg

  • Mit einer feierlichen Messe vor rund 100'000 Menschen auf dem Petersplatz in Rom ist Papst Leo XIV. offiziell ins Amt eingeführt worden.
  • Unter den Staatsgästen waren der deutsche Kanzler Friedrich Merz, US-Vizepräsident J.D. Vance, der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski oder Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter.
  • In seiner Predigt rief Leo die Welt zu mehr Einigkeit auf und geisselte die Folgen von Kapitalismus und Machtgier.

«In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt», sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bei seiner offiziellen Amtseinführung.

So lief die Amtseinführung von Papst Leo XIV. ab

Wie schon sein Vorgänger Franziskus hat der neue Pontifex in den Tagen seit seiner Wahl mehrmals an die Mächtigen der Welt appelliert, sich um ein Ende von Kriegen und Konflikte zu bemühen. Jüngst bot Leo auch den Vatikan als möglichen Ort für Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland an.

Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder.
Autor: Papst Leo XIV.

In seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt zeigte sich Leo auch demütig. «Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch», bekannte er. Dann hob er als seinen grössten Wunsch die Einheit der Kirche hervor: «Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes grosses Verlangen ist: eine geeinte Kirche.» 

Wolodimir Selenski und J.D. Vance begrüssen sich.
Legende: Ranghohe Gäste: Bei der Amtseinführung tragen auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und US-Vizepräsident J.D. Vance aufeinander. AP Photo/Gregorio Borgia

Damit spielte er auf die Richtungskämpfe innerhalb der römisch-katholischen Weltkirche an. Die Reformer – zu denen auch die Mehrheit der deutschen Bischöfe zählt – drängen auf eine liberalere Sexualmoral und die Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen. Die Konservativen dagegen wollen die traditionelle Lehre unverändert erhalten und lehnen etwa Segnungen für homosexuelle Paare ab.

Leo selbst gilt als gemässigter Brückenbauer (wörtlich: Pontifex), der zwischen den unterschiedlichen Lagern vermitteln kann. Es wird weithin angenommen, dass er auch deshalb so überraschend schnell vom Konklave gewählt worden ist.

Gaza, Myanmar, Ukraine

Zum Abschluss seiner Amtseinführung erinnerte Leo XIV. noch einmal an die Kriegsgebiete auf der Welt. Der Papst erwähnte dabei explizit den Gazastreifen, Myanmar und die Ukraine. «In der Freude über den Glauben und die Kommunion dürfen wir nicht jene Brüder und Schwestern vergessen, die unter dem Krieg leiden», sagte er.

«In Gaza hungern Kinder, Familien und alte Menschen, die überlebt haben. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige Menschenleben gekostet. Und die gepeinigte Ukraine wartet sehnsüchtig auf Verhandlungen über einen gerechten und dauerhaften Frieden», so Leo.

Machtinsignien überreicht

Leo war als Kardinal Robert Francis Prevost am 8. Mai von mehr als 130 Kardinälen zum 267. Papst gewählt worden. «Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind», sagte der in Chicago geborene Kirchenmann, der neben der amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft hat.

Papst Leo XIV. erhält den Fischerring angesteckt.
Legende: Papst Leo XIV. erhält den Fischerring angesteckt. AP Photo/Jacquelyn Martin/Pool

Bei dem Gottesdienst auf dem Petersplatz waren ihm zuvor als päpstliche Machtinsignien das sogenannte Pallium, eine Art Schal, und der Fischerring übergeben worden. Der Apostel Petrus, der als erster Papst gilt, war Fischer. Zu ihm hatte Jesus der Bibel zufolge gesagt, dass er ein «Menschenfischer» werde.

Erste Fahrt im Papamobil

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Leo grüsst Gläubige vom Papamobil aus.
Legende: EPA/GIUSEPPE LAMI

Vor Beginn der Messe hatte der neue Papst erstmals eine Runde im Papamobil durch die Menschenmenge auf dem Petersplatz gedreht. Im Unterschied zu Franziskus, der sich gegen Ende seiner Amtszeit meist sitzen blieb, stand er aufrecht. In der Menge waren auch zahlreiche US-Flaggen zu sehen, aber auch peruanische Fahnen.

SRF 1, 18.5.2025, 9 Uhr ; 

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