Zum Inhalt springen

Pandemie-Bekämpfung Diese Länder haben das Coronavirus gut im Griff

Während die Fallzahlen in vielen Staaten derzeit stark steigen, sind fünf Länder in Europa, Asien und Ozeanien mit ihren Strategien zur Bekämpfung von Covid-19 erfolgreich.

Neuseeland: Das Land ist in der Pandemie-Bekämpfung gewissermassen der Musterschüler. Bei knapp fünf Millionen Einwohnern sind rund 1600 Corona-Infektionen bekannt und 25 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Die Regierung hat jüngst zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie erklärt, das Virus unter Kontrolle zu haben.

Neben der strategisch günstigen Lage als Insel ist dies vor allem dem rigorosen Handeln der Regierung zu verdanken. Premierministerin Jacinda Ardern verordnete im Frühjahr eine der strengsten Ausgangssperren der Welt und riegelte das Land für ausländische Besucher ab.

Premierministerin Jacinda Ardern läuft zu einer Pressekonferenz, sie blickt ernst.
Legende: «Go hard, go early», auf Deutsch «frühzeitig und kompromisslos eingreifen»: Nach diesem Motto handelte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Keystone

Bereits im Juni erklärte sich Neuseeland für Corona-frei und kehrte zu einem normalen Alltag zurück – bis im August lokale Infektionen in der Metropole Auckland auftraten. Sofort verordneten die Behörden einen zweiten Lockdown. Dieser wurde im Oktober beendet und die meisten Restriktionen aufgehoben. Ausländische Touristen dürfen aber nach wie vor nicht einreisen.

Australien: Auch die strengen Corona-Massnahmen von Neuseelands Nachbarstaat zeigen Wirkung. Am Sonntag meldete das Gesundheitsministerium erstmals seit fast fünf Monaten keine neuen Positiv-Tests. Am Montag sprach Gesundheitsminister Greg Hunt auf Twitter von einem neuen Coronafall, dessen Herkunft bekannt sei. Er bedankte sich beim Volk und dem Gesundheitspersonal.

Australien schränkte das öffentliche Leben frühzeitig massiv ein. Die Grenzen sind seit Monaten geschlossen, nur noch heimkehrende Australier werden ins Land gelassen. Im vom Virus stark betroffenen Bundesstaat Victoria mit der Hauptstadt Melbourne galt einer der weltweit längsten Shutdowns. Als im Juli 127 Neuinfektionen bekannt wurden, wurde Victoria vom Rest des Landes abgeriegelt. Seit vergangener Woche sind die Massnahmen grösstenteils gelockert und Gastronomiebetriebe sowie Geschäfte wieder geöffnet.

Ein Plakat mit der Aufschrift "Welcome Back Melbourne" vor einem Laden in Melbourne heisst die Einwohner nach dem Lockdown wieder willkommen.
Legende: In Melbourne kehrt die Normalität zurück. Am 8. November sollen die letzten Corona-Einschränkungen aufgehoben werden. Keystone

Taiwan: Die Inselrepublik hat seit über 200 Tagen keine Corona-Fälle mehr verzeichnet – ohne je strenge Freiheitseinschränkungen verhängt zu haben. In Taiwan mit seinen 23 Millionen Einwohnern sind nur rund 550 Corona-Infektionen bestätigt. Dafür gibt es drei Gründe: die Geografie des Inselstaates, Taiwans frühe Reaktion sowie die Erfahrung im Umgang mit einer Pandemie. So war die Insel 2003 stark von der Sars-Pandemie betroffen und verfügt seither über eine Epidemie-Kommandozentrale in Alarmbereitschaft. Bereits im Januar überprüften die Behörden alle Flugreisenden aus dem chinesischen Wuhan, wo am 31. Dezember der erste Corona-Fall auftrat. Kurz darauf rationierte Taiwan Schutzmasken, ordnete Massentests an und verhängte strikte Einreisestopps.

Am Flughafen führen Menschen in Schutzanzügen Coronatests bei Ankömmlingen durch.
Legende: Als viele andere Länder noch keinerlei Massnahmen ergriffen, führten Taiwans Behörden bei Einreisenden am Flughafen bereits Tests durch. Keystone

Israel: Israel hatte die Corona-Pandemie lange Zeit nicht im Griff. Noch im September wurden teils mehr als 5000 Neuinfektionen gemeldet – zeitweise die höchsten Pro-Kopf-Zahlen weltweit. Da die Restriktionen nach dem ersten Lockdown im Frühling von einem auf den anderen Tag komplett aufgehoben wurden, geriet die Lage ausser Kontrolle. Doch Mitte September kündigte die Regierung als erste Industrienation einen zweiten dreiwöchigen Lockdown an.

Unter anderem durften sich die Bürger nur in Ausnahmefällen weiter als einen Kilometer vom Wohnort entfernen. Schulen, Einkaufszentren und Gastronomiebetriebe wurden geschlossen. Die Zahl der neu nachgewiesenen Corona-Infektionen ist seitdem gesunken. Am Sonntag meldete das Gesundheitsministerium 218 neue Fälle. In der Folge wurden die Massnahmen gelockert: Kindergärten und Vorschulen sind wieder offen, Restaurants dürfen Mahlzeiten zur Abholung verkaufen. Doch es gelten weiterhin Versammlungsbeschränkungen.

Irland: Schnell gehandelt hat auch Irland, wo das öffentliche Leben seit zwei Wochen praktisch zum Erliegen gekommen ist. Mitte Oktober verhängte die Regierung einen zweiten sechswöchigen Teil-Lockdown. Wer kann, muss bis zum 1. Dezember zu Hause arbeiten. Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Waren verkaufen, wurden geschlossen. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen untersagt, und die Bürger dürfen sich nur im Umkreis von fünf Kilometern um ihren Wohnort aufhalten.

Eine Frau lässt die Rolläden ihres Geschäfts herunter.
Legende: In Irland gilt erneut ein Teil-Lockdown. Keystone

Auch in Irland scheinen die Massnahmen Wirkung zu zeigen: Die bestätigten Neuinfektionen sinken seit dem Lockdown. Am 31. Oktober meldete das Gesundheitsministerium 416 Neuinfektionen, so wenig wie seit drei Wochen nicht mehr.

Rendez-vous vom 02.11.2020, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel