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Proteste in Iran Iran-Experte: «Haben es mit besonderer Hartnäckigkeit zu tun»

Die Proteste in Iran gehen weiter – trotz heftiger Repression, auch am Sonntag wieder: Gemäss Menschenrechtsgruppen zeigten Videos in den sozialen Medien Demonstrationen und Kundgebungen in Dutzenden Städten, auch in der Hauptstadt Teheran. Ausgelöst wurde die Protestwelle vor drei Wochen, nachdem die 22-jährige Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen war.

Die Sicherheitskräfte gehen hart gegen die Demonstrierenden vor, laut der Menschenrechtsorganisation «Iran Human Rights», die von Norwegen aus arbeitet, sind bis Samstag bereits über 180 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. Iran-Experte Ali Fathollah-Nejad über die Hartnäckigkeit der Demonstranten und die Bedeutung der Universitäten.

Ali Fathollah-Nejad

Deutsch-iranischer Politikanalyst

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Ali Fathollah-Nejad ist ein in Doha und Berlin ansässiger deutsch-iranischer Politologe. Er arbeitet als Gastwissenschaftler beim Brookings Doha Center (dem Nahost-Zentrum des weltweit führenden aussenpolitischen Think-Tanks, der Brookings Institution) sowie als Assistant Professor im Doktorandenprogramm des Gulf Studies Center der Qatar University. Er ist zudem Affiliierter der Arbeitsstelle Politik im Maghreb, Mashreq und Golf der Freien Universität Berlin, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre of International Cooperation and Development Research der Universität Brüssel.

SRF News: «Was hören Sie zurzeit über das Vorgehen der Sicherheitskräfte?

Ali Fathollah-Nejad: Die Sicherheitskräfte gehen seit Beginn der Proteste und des Aufstands mit scharfer Munition gegen die Menschen vor, wie auch bei den letzten landesweiten Protesten. Wir dürfen nicht vergessen, dass im November 2019, als ungefähr 200’000 Menschen – eher aus den Unterschichten – auf die Strasse gegangen sind, das Regime bereits Internet-Blackouts implementiert hat und währenddessen hunderte bis hin zu 1500 Menschen umgebracht wurden.

Proteste.
Legende: Menschen protestieren in Teheran gegen das Regime. (Bild vom 19. September 2022) Reuters/Archiv/West Asia News Agency

Die Reaktion des Regimes ist sehr brutal: oftmals Schussgewehre und scharfe Munition. Allerdings gibt es auch Anzeichen einiger Risse innerhalb des Repressionsapparats. Wir zählen nun immerhin bereits den Anfang der vierten Woche dieses veritablen revolutionären Aufstands.

Viele Protestierende sind junge Menschen; Schüler, Studentinnen. Welche Rolle spielen die Universitäten bei diesen Protesten?

Historisch gesehen haben die Universitäten neben den Frauen stets eine avantgardistische Rolle eingenommen. Auch diesmal hat man gesehen, dass die Universitäten als Hort des Widerstands gegen das Regime noch sehr lebendig sind, obgleich es in den letzten Jahren auch starke Repression gab innerhalb der Universitäten gegen unabhängige Studentenvereinigungen.

Diesmal haben wir es mit besonderer Hartnäckigkeit zu tun.

Wird es dem Regime gelingen, die Protestbewegung noch abzuwürgen, oder wurde bereits ein kritischer Punkt überschritten?

Es ist beeindruckend, dass wir trotz dieses harten Vorgehens seitens des Staates nach wie vor die Fortführung dieses Aufstands beobachten können – in verschiedenen Teilen des Landes, unter verschiedenen Schichten, ebenfalls Ethnien-übergreifend. Diesmal haben wir es mit besonderer Hartnäckigkeit zu tun. Aber auch wenn das Regime in der Lage sein sollte, früher oder später diesen Protest niederzuschlagen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir den nächsten Aufstand miterleben werden.

Frau mit Schild.
Legende: Auf der ganzen Welt, wie hier in Frankfurt, protestieren die Menschen gegen das Regime in Iran. Keystone/BORIS ROESSLER

Die Frequenz solcher Proteste in der jüngeren iranischen Geschichte hat sich erhöht. Wir haben es hier mit einem revolutionären Prozess zu tun, welcher Höhen und Tiefen hat. Einer, der Phasen beinhaltet, die von Ruhe geprägt sind, und wiederum Phasen, in welchen sich die Eruption des Volkszorns bemerkbar macht.

Das Gespräch führte Dominik Rolli.

Echo der Zeit, 09.10.2022, 18:00 Uhr ; 

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