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Krieg in der Ukraine Die Lage in der Ukraine – die Übersicht

Die militärische Lage

Selenski hat die Nato-Staaten am Mittwochabend um mehr Flugabwehrwaffen gebeten. Darüber habe er telefonisch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen. Russland hatte vergangene Woche eine neu entwickelte Mittelstreckenrakete auf die ukrainische Grossstadt Dnipro abgefeuert.

Nach einem Rekordangriff mit Drohnen hat Russland die Ukraine auch in der Nacht auf Mittwoch mit zahlreichen Drohnen angegriffen. Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte gab es Schäden, aber keine Toten und Verletzten.

Bei einem russischen Angriff auf die nordostukrainische Grossstadt Sumy sind am Dienstag mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen . Eine Autowerkstatt sei getroffen worden, ausserdem seien ein weiteres Gebäude und ein Kindergarten in Mitleidenschaft gezogen worden. Selenski zufolge soll der Beschuss mit Mehrfachraketenwerfern durchgeführt worden sein.

Die Ukraine meldete bereits am Dienstagmorgen einen grossen russischen Drohnenangriff: Die Rede war von 188 russischen Drohnen. 76 Drohnen seien abgeschossen worden. 96 Drohnen seien nicht mehr aufspürbar , wahrscheinlich weil sie von der elektronischen Luftabwehr abgefangen worden seien, erklärt die Luftwaffe. Fünf Drohnen seien in Richtung Belarus abgedreht. Zu den übrigen Drohnen lagen zunächst keine Angaben vor.

Die Ukraine hat nach Angaben aus Moskau von Samstag bis Montag zweimal russisches Territorium mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen angegriffen. Beide Angriffe hätten Stellungen der russischen Streitkräfte in der Grenzregion Kursk zum Ziel gehabt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Russland bereite Vergeltungsmassnahmen vor.

Bericht: Russland rückt immer schneller vor

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Die russischen Streitkräfte rücken in der Ukraine so schnell vor wie seit Beginn der Invasion im Jahr 2022 nicht mehr – und haben im vergangenen Monat ein Gebiet von der halben Grösse des Grossraums London eingenommen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf Analysten und Kriegsblogger.

Russland habe neue Wochen- und Monatsrekorde für die Grösse der besetzten Gebiete in der Ukraine aufgestellt, zitiert Reuters einen Bericht der unabhängigen russischen Nachrichtengruppe Agentstvo. Die russische Armee habe in der vergangenen Woche fast 235 Quadratkilometer in der Ukraine erobert – ein Wochenrekord für das Jahr 2024, hiess es.

Im ganzen November hätten die russischen Streitkräfte insgesamt 600 Quadratkilometer eingenommen, dies gehe aus Daten von DeepState hervor, einer Gruppe mit engen Verbindungen zur ukrainischen Armee, die Kampfaufnahmen studiert und Karten der Frontlinie zur Verfügung stellt.

Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung

Die Staats- und Regierungschefs von Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Norwegen, Polen und Schweden versprachen am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung, die ukrainische Rüstungsindustrie und Munitionsproduktion in den kommenden Monaten stärker zu unterstützen.

Moskau weist zwei ARD-Mitarbeiter aus

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Der für die Russlandberichterstattung in der ARD zuständige WDR bestätigte am Mittwoch, dass zwei ARD-Mitarbeiter – ein Korrespondent und ein Techniker – bis zum 16. Dezember ihre Akkreditierung zurückgeben und Russland verlassen müssen.

Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte am Mittwoch, das sei die Antwort auf eine Ausweisung von Korrespondenten des russischen Staatsfernsehens durch deutsche Behörden.

Das zuständige deutsche Landesamt für Einwanderung teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit, dass die Behörde fünf Personen von mehreren russischen Medien, davon vier Journalisten und eine Ehefrau, Aufenthaltserlaubnisse versagt habe. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts betonte: «Die Bundesregierung hat das Büro dieses Senders nicht geschlossen.» Russische Journalistinnen und Journalisten könnten in Deutschland frei und ungehindert berichten.

Vertreter der 32 Nato-Staaten und der Ukraine haben sich am Dienstag in einer ausserplanmässigen Sitzung des Nato-Ukraine-Rats über Erkenntnisse zu einer neuen russischen Mittelstreckenrakete ausgetauscht. Bei den Beratungen auf Botschafterebene ging es nach Angaben aus Bündniskreisen unter anderem darum, welche Abwehrmöglichkeiten es gegen die Waffe gibt. Im Gespräch sind demnach insbesondere US-Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot und THAAD . Über Letzteres verfügt die Ukraine bislang nicht.

Die russischen Streitkräfte hatten die experimentelle Mittelstreckenrakete mit dem Namen Oreschnik am letzten Donnerstag erstmals bei einem Angriff auf die ukrainische Grossstadt Dnipro verwendet. Russland behauptet, dass sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und nicht abgefangen werden kann. Experten bezweifeln zumindest den zweiten Punkt.

Die G7-Aussenministerinnen und Aussenminister sind besorgt wegen der zunehmenden Unterstützung des russischen Angriffskriegs durch China. Das geht aus einem Entwurf für die Abschlusserklärung des Treffens vom Dienstag hervor.

«Wir werden angemessene Massnahmen ergreifen (...) gegen Akteure in China und andere Drittstaaten, die die russische Kriegsmaschinerie wesentlich unterstützen», heisst es in dem Entwurf. Auch der Iran müsse seine Unterstützung Russlands umgehend einstellen. Die Beteiligung Nordkoreas an dem Krieg stelle eine «gefährliche Ausweitung» dar.

Nach Mega-Drohnen-Angriff: Rutte fordert Einsatz für Ukraine

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Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat nach einem beispiellosen russischen Drohnenangriff auf die Ukraine eindringlich zu mehr Militärhilfe aufgerufen. «Unsere Unterstützung hat die Ukraine im Kampf gehalten. Aber wir müssen noch weiter gehen, um den Verlauf dieses Konflikts zu ändern», sagte er am Dienstag am Rande eines Treffens mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in Athen. Es gelte unter anderem zusätzliche Luftabwehr bereitzustellen und die beim Nato-Gipfel in Washington getroffenen Versprechen umzusetzen. Dazu zählte neben dem Aufbau des Nato-Kommandos zur Koordinierung von Militärhilfen und Ausbildung auch die Zusage, 2024 Militärhilfe im Umfang von insgesamt 40 Milliarden Euro zu leisten.

Russische Behörden meldeten am Montag die Festnahme eines britischen Staatsbürgers in Kursk. Der Mann, James Scott Rhys Anderson, soll laut eigenen Angaben früher in der britischen Armee gedient und als Ausbilder in der Ukraine gearbeitet haben, bevor er gegen seinen Willen nach Kursk entsandt wurde. Ein russisches Gericht bestätigte nun am Dienstag, dass ein Brite in Untersuchungshaft genommen wurde. Ihm wird vorgeworfen, für die ukrainische Armee in der russischen Region Kursk gekämpft zu haben.

Die russischen Behörden haben zudem einen britischen Diplomaten wegen des Vorwurfs der Spionage aus dem Land verwiesen. Die oberste Behörde für innere Sicherheit und Spionageabwehr erklärte in einer von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung, dass der Diplomat Edward Pryor Wilkes bei der Beantragung der Einreiseerlaubnis falsche Daten angegeben habe.

Als Reaktion auf Grossbritanniens Unterstützung für die Ukraine hat Moskau zudem mehrere britische Minister und eine Reihe anderer politischer und militärischer Vertreter auf eine «schwarze Liste» gesetzt.

Russland: Neuer Prozess gegen bekannten Kriegsgegner beginnt

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In der russischen Grossstadt Wladimir, knapp 200 Kilometer östlich von Moskau, hat ein neuer Strafprozess gegen den bereits inhaftierten Kriegsgegner Alexej Gorinow wegen angeblicher Rechtfertigung des Terrorismus begonnen.

Oppositionsführer Ilja Jaschin veröffentlichte ein Foto auf seinem Telegramkanal, auf dem Gorinow im Käfig des Verhandlungssaals ein Schild mit der Aufschrift: «Genug getötet. Stoppen wir den Krieg» hochhält.

Er sei stolz auf dessen unbeugsame pazifistische Haltung, schrieb Jaschin dazu. Gorinow war einer der ersten Menschen in Russland, der wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt wurde. Er erhielt sieben Jahre Freiheitsentzug.

Geflüchtete und Kriegsopfer

Die Zahl der zwischen Juni und August in der Ukraine getöteten oder verletzten Zivilisten ist nach Angaben der Vereinten Nationen im Vergleich zu den drei Monaten davor um fast die Hälfte angestiegen. Von Juni bis Ende August konnte die UNO-Menschenrechtsmission in der Ukraine den Tod von mehr als 580 Zivilisten und fast 2700 Verletzten verifizieren. Die meisten von ihnen befanden sich in von der Ukraine kontrollierten Gebieten.

UNO-Vertreter warnt vor Massenflucht

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Angesichts zunehmender russischer Angriffe auf die Energieversorgung in der Ukraine droht nach Ansicht der Vereinten Nationen eine neue Massenflucht aus dem kriegsgeschundenen Land. Die ukrainische Zivilbevölkerung sei auch wegen nachlassender Spendenbereitschaft anfälliger in diesem Winter als in jenen zuvor, sagte Matthias Schmale, UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in der Ukraine am Freitag.

«Wenn sie den Energiesektor erneut ins Visier nehmen, könnte dies ein Wendepunkt sein für weitere Massenbewegungen, sowohl innerhalb des Landes als auch darüber hinaus», sagt Schmale in Genf vor Journalisten. In der Ukraine gebe es derzeit bereits 3.6 Millionen Binnenvertriebene, mehr als sechs Millionen Menschen hätten das Land seit Beginn der russischen Vollinvasion am 22. Februar 2022 verlassen.

Die ukrainischen Truppen haben demnach etwa 80'000 tote und 400'000 verwundete Soldaten zu beklagen. Das berichteten Medien am 17. September unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung.

Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf

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Legende:

Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.

Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.

Präsident Selenski hat Ende Februar 2024 die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im seit über zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion. Russland seinerseits hat laut den ukrainischen Streitkräften ungefähr 735'410 Soldaten verloren (Stand: 27.11.2024).

Die russischen Streitkräfte erlitten laut dem britischen Generalstabschef Tony Radakin im Oktober die bisher höchsten Verluste des Krieges . Täglich habe Russland im Durchschnitt 1500 Tote oder Verwundete zu beklagen . Insgesamt könnten auch laut britischen Schätzungen auf russischer Seite bereits bis zu 700'000 Soldaten getötet oder verwundet worden sein. 

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 12'162 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter über 2400 Kinder. Weitere 26'919 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden ( Stand: 17.11.2024). Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte .

6'191'800 Menschen  haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es 6'752'000 Geflüchtete . Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit (Stand: 15.10.2024). Die Zahl der Binnenflüchtlinge  wird auf vier Millionen beziffert.

66'946 Personen , die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S . Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf X mit (Stand: 21.11.2024).

Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?

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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.

Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.

Krieg in der Ukraine

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10vor10, 21.11.2024, 19:30 Uhr ; 

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