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Entscheide des Bundesrats «Vielleicht kommt es zu grösseren Öffnungen, als man denkt»

Heute will der Bundesrat über allfällige Lockerungen informieren. Urs Leuthard, Leiter der Bundeshausredaktion TV, hat in Bern seine Fühler ausgestreckt und hält Öffnungsschritte für möglich – obwohl streng genommen die Richtwerte dafür nicht erfüllt sind.

Urs Leuthard

Leiter Bundeshausredaktion

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Seit Sommer 2020 ist Urs Leuthard Leiter der Bundeshausredaktion von Fernsehen SRF. Bereits seit 2002 moderiert er das «Abstimmungsstudio» und analysiert Wahlen und Abstimmungen. Bis 2008 war er Moderator und Redaktionsleiter der «Arena», danach wechselte er zur «Rundschau», bevor er 2012 die Redaktionsleitung der «Tagesschau» übernahm.

Hier finden Sie weitere Artikel von Urs Leuthard und Informationen zu seiner Person.

SRF News: Urs Leuthard, wie steht es um mögliche Lockerungen der Corona-Massnahmen?

Urs Leuthard: Eigentlich wäre die Situation klar. Der Bundesrat hat fünf Richtwerte definiert für weitere Öffnungsschritte. Vier davon werden im Moment nicht erfüllt, nur der Wert für die Belegung der Intensivbetten liegt darunter. Wenn man also diese Richtwerte als Kriterium nimmt, dürfte der Bundesrat gar nichts öffnen.

Ich habe aber verschiedene Signale gehört, dass es eben doch zu Öffnungsschritten kommen könnte – vielleicht sogar zu grösseren als man denkt. Wenn es so wäre, dann würde sich der Bundesrat wahrscheinlich an den Massnahmen orientieren, die er bereits im März vorgestellt hat. Dann reden wir beispielsweise über sportliche und kulturelle Aktivitäten mit bis zu 15 Teilnehmenden, dann reden wir auch über grössere Veranstaltungen – allerdings mit reduziertem Publikum.

Der Bundesrat hat sich seit Anfang Jahr standhaft gezeigt gegenüber dem Druck aus der Wirtschaft.

Und wir reden logischerweise auch über die Aussenbereiche von Restaurants, und vielleicht auch über den Präsenzunterricht an Hochschulen und in Weiterbildungen. Der Vorteil bei diesen Massnahmen: Sie müssten nicht mehr in Konsultation gehen, weil die Kantone im März bereits dazu Stellung genommen haben.

Reagiert der Bundesrat damit auf den Druck aus der Wirtschaft?

Der Bundesrat hat sich eigentlich seit Anfang Jahr standhaft gezeigt gegenüber dem Druck aus der Wirtschaft. Wenn es tatsächlich zu Öffnungen kommt, wäre dies meiner Meinung nach eher dem gesellschaftlichen Druck geschuldet. Also dem Unmut von ganz vielen Menschen, denen diese Situation immer mehr auf und an die Nerven geht oder denen schlicht und einfach das «Dach auf den Kopf fällt».

Und vielleicht spielt dann auch die Unzufriedenheit vieler Jugendliche eine Rolle, die ja psychisch immer mehr unter dieser Pandemie leiden.

Das Gespräch führte Andrea Vetsch.

Tagesschau, 13.04.2021, 19.30 Uhr ; 

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