An den Schulen stehen die Zeichen vielerorts auf Normalisierung. So kippt etwa der Kanton Graubünden die Maskenpflicht an den Schulen. Zuvor hatten das bereits diverse Westschweizer Kantone getan. Beim Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerverband sähe man es lieber, wenn die Maskenpflicht einheitlich und stufenweise aufgehoben würde, wie Generalsekretärin Franziska Peterhans erläutert.
SRF News: Sollen die Masken an allen Schulen in der Schweiz jetzt weg?
Franziska Peterhans: Wenn wir mit Omikron jetzt über den Berg zu sein scheinen, ist das eine wirklich gute Nachricht. Doch die Pandemie ist nicht von einem Tag auf den anderen vorbei. Wir wären lieber noch etwas vorsichtig und würden die Maskenpflicht an den Schulen lieber stufenweise aufheben.
Weshalb stehen Sie auf die Bremse?
Ein «Freedom Day» am 17. Februar wäre zwar sehr schön – alle hätten es nötig, sich zu freuen und sagen zu können, das Ganze sei vorbei. Doch in den Schulen ist jetzt Wintersportferien-Zeit.
Nach den Ferien sind die Infektionszahlen noch jedes Mal angestiegen.
Die Erfahrung zeigt uns, dass die Infektionszahlen nach den Ferien bislang noch jedes Mal angestiegen sind. Daher wäre es angebracht, nicht gleich bei der Rückkehr in die Schulen gleich alle Massnahmen aufzuheben.
Es gibt keine Pooltests und Quarantäne mehr – macht da die Maske überhaupt noch einen Unterschied aus?
Die Maske ist trotz allem ein Schutz für den Träger und die anderen. Und weil das Testen bereits weggefallen ist, sollte man wenigstens schrittweise vorgehen mit der Rücknahme der Massnahmen. Auch wenn wir eine lange und schwierige Zeit hinter uns haben, wäre es jetzt wohl nicht falsch, noch etwas Geduld zu zeigen.
Wie stehen die Kinder zur Maske?
Für sie ist das Maskentragen inzwischen ziemlich selbstverständlich geworden – aber natürlich sind sie lieber ohne Maske unterwegs. Auch für den Unterricht ist es sicher viel besser, wenn er ohne Masken stattfinden kann.
Man sollte nicht riskieren, dass die Zahlen jetzt nochmals stark ansteigen.
Doch es wäre bloss noch für eine kurze Zeitspanne, und man sollte nicht riskieren, dass die Infektionszahlen jetzt nochmals stark ansteigen.
Jeder Kanton entscheidet selbstständig. Wie gross ist da Ihr Einfluss als Schweizer Lehrerverband?
Für uns wäre sehr hilfreich, dass sich die Politik für die zu treffenden Massnahmen von der Wissenschaft beraten lässt und umsichtig entscheidet, und dass wir einheitliche Massnahmen und Eckwerte hätten. Leider haben wir das bisher nicht geschafft. Den Schulen hilft es keineswegs, wenn in jedem Kanton oder sogar in jeder Gemeinde andere Massnahmen gelten.
Sind Sie nicht etwas frustriert, dass die Kantone während der Pandemie viel laschere Massnahmen verordneten, als Sie gefordert hatten?
Wir sind nicht frustriert. Wir vertreten 50'000 Lehrpersonen an den Schulen und versuchen Einfluss zu nehmen. Doch am Schluss entscheidet die Politik.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.