- Viereinhalb Monate ist es her, seit das Walliser Bergdorf Blatten von einem Bergsturz verschüttet wurde.
- Nun haben über 70 Freiwillige eine grosse Reinigungsaktion im benachbarten Weiler Weissenried durchgeführt.
- Der Ort blieb zwar von den Schuttmassen verschont, jedoch hinterliess eine grosse Staubwolke Spuren an den historischen Gebäuden.
«Es geht darum, dem Weiler neues Leben einzuhauchen, damit die Menschen so schnell wie möglich zurückkehren können», sagt Urs Heimberg, Präsident der Stiftung Blatten und Professor an der Berner Fachhochschule im Bereich Architektur. Ziel sei es, sowohl das kulturelle Erbe als auch das Gemeinschaftsgefühl im Lötschental zu stärken.
Reinigungsaktion in Weissenried
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Bild 1 von 8. Rund 70 Freiwillige nahmen an der Reinigungsaktion teil. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 2 von 8. Aufgrund der historischen Bausubstanz mussten sie auf Hochdruckreiniger und dergleichen verzichten und stattdessen zu Bürsten und Spachtel greifen. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 3 von 8. Viele der Gebäudefassaden sind aus Holz und zum Teil mehrere Jahrhunderte alt. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 4 von 8. Der Bergsturz im benachbarten Blatten hatte eine gigantische Staubwolke ausgelöst, ... Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 5 von 8. ... die auch über den Weiler Weissenried zog und ihn nicht verschonte. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 6 von 8. Die Staubwolke hinterliess auch Spuren an den historischen Gebäuden. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 7 von 8. Der Präsident der Stiftung Blatten sprach von einem Zeichen gelebter Solidarität. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 8 von 8. Eine weitere Reinigungsaktion ist in zwei Wochen geplant. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
Der Schuttkegel des Bergsturzes kam nur wenige Meter vor Weissenried auf der gegenüberliegenden Talseite zum Stillstand. Durch die Druckwelle wurden jedoch alle Fassaden mit Schmutz überzogen, teils wurden sie beschädigt. Die Gebäude, darunter rund 80 historische Bauten, sind im Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung aufgeführt.
Feinarbeit statt Hochdruck
Die Reinigung war entsprechend heikel: Hochdruckreiniger waren tabu – zu gross wäre die Gefahr, die jahrhundertealten Holzfassaden zu beschädigen. Stattdessen rückten die Helfer mit Bürsten, Spachteln und viel Geduld an. Gereinigt wurden Chalets, Scheunen, eine Kapelle aus dem Jahr 1787 sowie eine Dorfkreuzung und ein Brunnen.
Die Aktion war nicht nur eine kostengünstige Alternative zu professionellen Firmen, sondern auch ein Zeichen gelebter Solidarität. «Jeder hilft, wie er kann», erklärt Heimberg. Da der Kanton Wallis keine Versicherungspflicht gegen Naturgefahren kennt, war es umso wichtiger, auch nicht versicherte Bauten zu schützen.
«Die Aktion bringt auch ein Stück Normalität zurück ins Tal. Es ist wichtig, dass alle sehen: Hier gibt es eine Zukunft», sagt der Stiftungspräsident weiter. Die Stiftung hat seit der Katastrophe im Frühling rund drei Millionen Franken an Spenden erhalten. Damit soll der Auftrag zur Bewahrung und Wiederherstellung der Kulturlandschaft und des Erbes erfüllt werden
Auf Umwegen zum Ziel
Der Einsatz war auch logistisch anspruchsvoll: Weissenried liegt in einer Sperrzone, die nur mit Genehmigung der Kantonspolizei betreten werden darf. Die meisten Freiwilligen mussten den Ort über Wanderwege erreichen, da Strassen beschädigt oder zerstört sind. Für ältere Helfer wurde eigens eine provisorische Zufahrtsstrasse aus Erde genutzt.
Die von der Stiftung gesammelten Gelder sollen langfristig in den Wiederaufbau und die Pflege des kulturellen Erbes fliessen. Die eigentliche Rekonstruktion des zerstörten Dorfs Blatten bleibt Aufgabe der Behörden.
Eine weitere Reinigungsaktion in Weissenried ist für den 25. Oktober geplant.