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Nerd und Aktivistin Monica Amgwerd – die Stimme hinter der Nein-Kampagne zur E-ID

Die Abstimmung zur digitalen Identität, der E-ID, hat sie hauchdünn verloren. Aber persönlich hat Monica Amgwerd gewonnen. Die Kampagnenleiterin des Nein-Komitees ist Gegnern und Befürwortern als mitreissende, energische Rednerin aufgefallen.

Diese Frau verwandelt eine vermeintliche Routine-Abstimmung in einen Krimi und stellt Bundesräte vor laufender Kamera in den Senkel: Monica Amgwerd.

Zuerst auf den Uetliberg, dann mit dem Pedalo auf den Zürichsee oder, noch besser, auf ein richtiges Schiff: Sie ist gerne in Bewegung. Wenn sie gestresst sei, schwimme sie etwa – dann sei sie am glücklichsten, und deswegen komme sie wohl auch so gerne nach Zürich.

Viel Zeit dazu hatte sie in diesem Jahr allerdings nicht. Die 40-jährige gebürtige Zugerin ist zur öffentlichen Figur des Widerstands gegen die E-ID, den digitalen Ausweis, geworden.

Politische Karriere am Horizont?

Rhetorisch geschickt und hartnäckig präsentierte sie sich etwa in der SRF-Sendung «Arena» im Vorfeld der E-ID-Abstimmung. Ist da ein neues politisches Naturtalent aufgetreten? Wer sie gesehen hat, wird sie so schnell nicht vergessen. Sie wagte es sogar, Bundesrat Beat Jans direkt zu korrigieren.

Auch in der Beratungs- und Kommunikationsbranche ist ihr beherzter Auftritt aufgefallen. Amgwerd habe überzeugend argumentiert. Man werde sie interessiert beobachten und sich nicht wundern, wenn sie eine politische Karriere beginnen möchte oder ein Beratungsmandat annehme. Monica Amgwerd reagiert etwas einsilbig auf die Lobeshymnen – sie freue sich natürlich, dass das positiv angekommen sei.

Eine Kandidatur für den Nationalrat ist in ihrer kleinen Partei, «Digitale Integrität Schweiz», ein Thema, ein Beratungsmandat eher weniger.

Vom Nerd zur Aktivistin

Eher ungern spricht Monica Amgwerd über ihre Familie, die zwei Kinder im Primarschulalter. Wegen der beruflichen Situation ihres Partners lebt die Familie in Chur. Ihre Sprach- und Auftrittskompetenzen hat Amgwerd sicher auch in ihrer Ausbildung erworben – sie ist Gymnasiallehrerin, studierte Germanistik, Film und Schauspiel.

Sich selbst bezeichnet Monica Amgwerd als Nerd. Sie vertieft sich in ein Thema und vergisst die Welt um sich herum. Wenn sie etwas stört, wird sie zur Aktivistin. Alte Gebäude und Bäume haben sie politisiert. Sie wehrt sich gegen die Bauindustrie, wenn diese über hundertjährige Häuser und Bäume abreisst, um Platz für Wohnungen zu schaffen – das lässt auf eher linke Positionen schliessen, aber Amgwerd mag sich nicht festlegen und wird wieder einsilbig. Über Persönliches spricht sie weniger geschliffen.

Manchmal bräuchte es nur zehn Minuten Mittagsschlaf, und dann klärt sich wahnsinnig viel.
Autor: Monica Amgwerd Leiterin der Nein-Kampagne zur E-ID

Und was, wenn sie, die so gerne in Bewegung ist, einmal nichts zu tun hat? Dann liege sie auch mal bisschen rum oder schlafe. Herumliegen werde unterschätzt, sagt sie. Da passiere sehr viel. Andere mögen in langen Sitzungen um die Lösung eines Problems ringen. Monica Amgwerd hingegen legt sich hin. «Manchmal bräuchte es nur zehn Minuten Mittagsschlaf, und dann klärt sich wahnsinnig viel.»

Kein Ausruhen in Sicht

Das Departement von Bundesrat Beat Jans hat Amgwerd bereits eingeladen, die Forderungen der E-ID-Gegner einzubringen. Monica Amgwerd möchte lieber bei der konkreten Gesetzesrevision mitmachen und Datenschutz- und Sicherheitsgarantien ins Gesetz schreiben: «Dann ist es doch für alle gut, auch für die gut 50 Prozent, die aus diesen Gründen Nein gesagt haben.»

Vielleicht sind dann alle zufrieden. Bei den Gerichten sind jedoch noch mehrere Stimmrechtsbeschwerden hängig. Sie verlangen die Aufhebung der Abstimmung zur E-ID.

Echo der Zeit, 02.10.2025, 18:00 Uhr

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