Zum Inhalt springen

Schwerer Verlauf von Corona Darum sind Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen gefährdeter

Nach dem ersten Todesfall in der Schweiz stellen sich die Fragen, wer besonders durch das neuartige Coronavirus gefährdet ist und welche Medikamente gegen die Lungenkrankheit Covid-19 allenfalls wirken könnten. Dazu weiss SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis mehr.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Die in Lausanne verstorbene Frau litt an einer chronischen Krankheit. Gleichzeitig ist zu lesen, dass Personen mit Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten besonders durch Covid-19 gefährdet sind. Wieso ist das so?

Daniel Theis: Das Coronavirus befällt die Atemwege und kann so auch Lungenentzündungen verursachen. Wenn deshalb die Lunge nicht mehr richtig arbeitet, wird man kurzatmig, das Herz muss schneller arbeiten. Die Aktivität von Herz und Lunge hängt also immer stark zusammen. Wenn jemand bereits Herz-Kreislaufprobleme hat, ist er oder sie durch die vom Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 also zusätzlich belastet. Im Einzelfall kann das dann zu viel sein.

Sind auch Asthmatiker oder Personen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, stärker durch Covid-19 gefährdet als Gesunde?

Personen mit geschwächtem Immunsystem sind sicher besonders gefährdet, was bei einer Chemotherapie fast immer der Fall ist. Für die anderen erwähnten Risikogruppen bei Covid-19 gilt aber: Ihr grundsätzliches Risiko sich anzustecken ist nicht höher, als für andere Personen. Aber falls sie sich anstecken, ist es für sie wegen der spezifischen gesundheitlichen Vorbelastungen eben gefährlicher als für Gesunde. Das gilt so auch für die Asthmatiker. Diese Gruppen sollten also möglichst versuchen eine Ansteckung zu vermeiden.

Alles rund ums Coronavirus

Zu reden geben heute zwei Medikamente, auf welche die Medizin gegen Covid-19 grosse Hoffnung setzt. Es ist dies einerseits ein Roche-Medikament gegen Arthritis und andererseits eine antivirale Wirksubstanz aus den USA, die gegen Ebola eingesetzt wird. Wie wirken die beiden Medikamente?

Sehr unterschiedlich. Das Roche-Medikament soll die Entzündungen in der Lunge eindämmen. Dabei spielt Interleukin-6 eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Protein, das solche Entzündungsreaktionen noch verschlimmern kann. Das Medikament soll diese Reaktionen unter Kontrolle behalten.

Eine Wirkung gegen Covid-19 ist noch von keinem Medikament erwiesen.

Beim angesprochenen Ebola-Medikament handelt es sich um ein sogenanntes Virostatikum, das direkt bei der Vermehrung der Viren eingreift und unterdrücken soll. Es ist aber noch von keinem Medikament seriös erwiesen, dass es gegen Covid-19 tatsächlich hilft. Dazu sind nun Abklärungen und Tests am Laufen. Es ist wichtig, dass man das Geld jetzt nicht an unwirksame Medikamente verschwendet.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Meistgelesene Artikel