Es gab Zeiten, da strotzte der Autohersteller Porsche so vor Selbstvertrauen, dass er den riesigen Volkswagen-Konzern schlucken wollte. Das ist lange her, und bekanntlich kam es andersherum. Heute läuft es nicht mehr rund bei dem Stuttgarter Unternehmen. Die Aktie ist zu Wochenbeginn um 7.8 Prozent eingebrochen.
Porsche und seine Konzernmutter Volkswagen hatten am Freitag nach Börsenschluss eine Gewinnwarnung herausgegeben. Sie gehen für das laufende Jahr von noch weniger Gewinn aus als ohnehin schon. Es werde für Porsche noch ein bereinigtes Konzernergebnis nach Steuern in einer Bandbreite zwischen 0.9 Milliarden und 2.9 Milliarden Euro erwartet, nach zuletzt in Aussicht gestellten 1.6 bis 3.6 Milliarden Euro. Die Probleme sind nicht neu, Porsche hat innerhalb eines Jahres 40 Prozent an Wert verloren.
Der Grund: die Elektromobilität. Elektrisch angetriebene Porsches verkaufen sich deutlich schlechter als erwartet. Deshalb hat das Unternehmen nun die Bremse gezogen. Das Unternehmen schreibt in einer Mitteilung an Investoren, die Einführung bestimmter vollelektrischer Fahrzeugmodelle werde erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Gleichzeitig ist das Verbrenner-Aus nicht mehr aktuell. So heisst es: «Die bisher ausschliesslich als vollelektrisch vorgesehene neue SUV-Baureihe oberhalb des Cayenne wird bei Markteinführung zunächst nicht als vollelektrisches Fahrzeug, sondern mit Verbrenner- und Hybridmodellen angeboten werden.» Gemeint ist das intern als «K1» bezeichnete neue Modell, bei dem es sich um einen Offroader der Luxusklasse mit sieben Sitzen handeln soll.
Für diesen Umbau würden Abschreibungen und Rückstellungen erforderlich, die das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2025 mit voraussichtlich bis zu 1.8 Mrd. Euro belasten würden.
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Bild 1 von 3. Porsche Taycan: Der Sportwagen mit Elektroantrieb bleibt bisher unter den Erwartungen. Rund 20'000 Modelle wurden 2024 verkauft, fast 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Bildquelle: Porsche.
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Bild 2 von 3. Der Geländewagen Porsche Cayenne ist derzeit das erfolgreichste Porsche-Modell: knapp 103'000 Auslieferungen im vergangenen Jahr. Seine elektrische Variante ist noch nicht auf dem Markt. Bildquelle: Porsche.
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Bild 3 von 3. Oliver Blume stieg einst vom Porsche-Chef zum VW-Chef auf – eine Doppelrolle, die Analyst Jürgen Pieper bemängelt. Es brauche einen Porsche-Chef zu 100 Prozent. Bildquelle: Porsche.
Der unabhängige Auto-Analyst Jürgen Pieper verfolgt das Unternehmen seit Jahrzehnten: «Sie haben einen, fast kann man sagen, ungebrochenen Höhenflug seit Anfang der 1990er bis zur Übernahme durch VW (2012) erlebt.»
Man hat zu lange geglaubt, man könne fast über Wasser gehen.
Das führt zu seinem zweiten Befund: Er attestiert den deutschen Autobauern schon lange eine Überheblichkeit, die nun negativ zu Buche schlage. «Man hat zu lange geglaubt, man könne fast über Wasser gehen, man könne die Dinge viel besser machen als alle anderen.» China habe im Moment die besseren Elektroautos – und zudem seien diese deutlich günstiger.
Für die aktuelle Gewinnwarnung sieht Pieper die Gründe auch in den USA. Es ist ein wichtiger Markt für Porsche, und das Unternehmen hat vor Ort keine Produktion. «Die Zollproblematik wird Porsche sehr stark auf die Füsse fallen», ist er überzeugt.
Pessimistisch ist der Analyst dennoch nicht für das Traditionsunternehmen. «Ich habe viele Porsche-Mitarbeiter kennengelernt und ich weiss, dass da sehr viel Qualität im Unternehmen ist.»
Es brauche nun eine positive Initialzündung – etwa ein neues Modell. Für das nächste Halbjahr sieht er ein solches noch nicht, «aber dann vielleicht im Laufe des Jahres 2026».