Bernhard Kunz sagt es ohne Umschweife: «Für uns ist Gas elementar.» Kunz ist Geschäftsführer der BHZ Baustoff, die Asphaltbeläge herstellt. Um Strassen zu bauen, braucht das Unternehmen Gas. «Viele Asphalt-Werke haben in den letzten 15 Jahren von Heizöl auf Erdgas umgestellt, um ihre CO₂-Ziele zu erreichen», sagt Kunz.
Vorerst muss er sich wegen der Gasversorgung zwar keine Sorgen machen. Die Preise schwanken zwar stark, doch die Gasspeicher in Europa sind normal gefüllt. Das würde sich ändern, sollte Europa kein Gas mehr aus Russland beziehen. Dann ginge es nicht mehr ohne Rationierungen, wie Werner Luginbühl, Präsident der Aufsichtsbehörde Elcom, in der «NZZ» sagte.
Wer im Rationierungsfall Gas erhält, ist offen
Wer erhielte dann Gas? Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung liess jüngst verlauten, Unterlagen, welche das konkrete Vorgehen bei einer Kontingentierung regeln, seien in Erarbeitung.
Ist es nun wichtiger, dass wir Asphalt oder dass wir Glas für Fotovoltaik-Anlagen haben?
Das sei eine äusserst anspruchsvolle Aufgabe, ja es sei fast unmöglich, dies in einem fairen Prozess zu tun, sagt Sabine Perch-Nielsen. Sie berät Firmen in Energiefragen. «Ist es nun wichtiger, dass wir Asphalt oder dass wir Glas für Fotovoltaik-Anlagen haben?», fragt sie, um mögliche Verteilkämpfe zwischen Abnehmern von Gas zu illustrieren.
Es liege auf der Hand, sagt dazu Thomas Hegglin vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie, dass soziale Einrichtungen wie Spitäler Energie brauchen. Sollte es wirklich zur Kontingentierung kommen, müssten klare Kriterien aufgestellt werden.
Wechsel des Energieträgers könnte Monate dauern
Laut Asphalt-Unternehmer Bernhard Kunz, der auch Präsident des Schweizerischen Asphaltverbandes ist, würde eine Rationierung zahlreiche Unternehmen aus der Branche treffen. «Ganz ohne Erdgas wären 20 Prozent der Anlagen nicht in der Lage, auf Alternativbrennstoff umzustellen.» Ein Wechsel auf andere Energieträger dauere Monate – und bedinge hohe Investitionen.
Ganz ohne Erdgas wären 20 Prozent der Anlagen nicht in der Lage, auf Alternativbrennstoff umzustellen.
Zusätzliche Gasspeicher, wie sie die Schweiz derzeit prüft, könnten die Gefahr einer Rationierung zwar etwas mildern, aber nicht abwenden. Denn solche Speicher könnten nur einen kleinen Teil des Gasbedarfs abdecken, sagt Sabine Perch-Nielsen. «Wir werden es auch mit diesen Speichern nicht schaffen, ganz unabhängig zu werden.» Zumal die Gasspeicher auch gefüllt werden müssen.