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Gas und Öl nur gegen Rubel Putins Diktat fordert Rohstoffhändler in der Schweiz heraus

Russlands Präsident Wladimir Putin will ausländische Firmen zu Zahlungen in Rubel verpflichten. Was dies für die Schweiz bedeutet.

Russland will Fakten schaffen: Am Donnerstag soll klar sein, welche Bedingungen künftig für Gas- und Öllieferungen gelten. Dies betrifft insbesondere die Forderung nach Rohstoff-Zahlungen in Rubel.

Ökonom: Was der Rubel-Zwang bezwecken soll

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Der russische Präsident Wladimir Putin will ausländische Rohstoff-Abnehmer verpflichten, ihre Rechnungen künftig nicht mehr in Euro oder Dollar zu begleichen. Daniel Kalt, Chefökonom bei der UBS, sieht darin zwei mögliche Absichten: Einerseits sei dies ein Versuch, den Rubel als Währung, in der «reale Handelsgeschäfte abgewickelt werden», zu stärken. Denn: Seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat der Rubel massiv an Wert verloren.

Andererseits könnte Putin den Westen damit auch entzweien wollen. Denn viele der Lieferverträge müssten nun unter Umständen neu verhandelt werden, so Kalt. «Und da erhofft sich Putin natürlich auch, den Westen weiter zu verunsichern und ihm seine Bedingungen quasi zu diktieren.»

Einen ersten Erfolg hat Putin laut Chefökonom Kalt bereits verbuchen können: Nach der Ankündigung, dass Gaslieferungen künftig in Rubel bezahlt werden sollen, habe der Rubel zugelegt. «Das scheint eine gewisse Wirkung gehabt zu haben. Man kann das fast schon als indirekte Währungsintervention anschauen.»

«Unfreundlichen Staaten», die Sanktionen gegen russische Firmen und Individuen verhängt haben, will Präsident Wladimir Putin seine Währung aufbrummen. Unter den betroffenen Ländern: die USA, die Mitglieder der EU, Grossbritannien, Japan, Kanada, Norwegen, Singapur, Südkorea, die Ukraine und auch die Schweiz.

Die Schweiz ist eine der weltweit wichtigsten Drehscheiben für den Handel mit Rohstoffen. Gemäss Schätzungen seien hierzulande gegen 900 Unternehmen in der Rohstoffbranche tätig, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Dazu gehören etwa Gunvor und Vitol mit Sitz in Genf oder Glencore im zugerischen Baar.

In Urweid bei Innertkirchen im Kanton Bern verläuft ein Stollen mit einer Transitgas-Pipeline.
Legende: In Urweid bei Innertkirchen im Kanton Bern verläuft ein Stollen mit einer Transitgas-Pipeline. Keystone

Werden sich solche Firmen dem Diktat Putins beugen? So einfach lasse sich dies nicht beantworten, sagt Florence Schurch, Generalsekretärin des Branchenverbands «Swiss Trading & Shipping Association». Sie verweist auf die Laufzeit der Verträge: Oft lägen zwei, drei Monate zwischen Verträgen und Rohstoff-Lieferungen.

Die nun geltenden Papiere seien mit Zahlungen in Dollar oder Euro ausgehandelt worden – noch vor Kriegsbeginn und den verhängten Sanktionen. Ende April oder Ende Mai dürften viele dieser Verträge auslaufen. Dann stelle sich die grosse Frage, ob die Unternehmen weiterhin Erdöl und Gas aus Russland beziehen wollen – und sich dabei allenfalls auf eine Zahlung in Rubel einigen.

Rohstoffhandel nur unter erschwerten Bedingungen

Doch: Mit dem Vertragsabschluss alleine sei die Sache noch nicht erledigt. Der Rohstoffhandel sei derzeit nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Es brauche beispielsweise Schiffe, die aktuell noch in Russland Erdöl abholen würden. Und man müsse Banken finden, die noch Geschäfte mit Russland tätigen. Auch an Rubel zu gelangen, sei kein Kinderspiel. Hinzu kämen die Sanktionen, denen die Firmen Folge leisten müssen.

Im Moment ist es schlicht noch zu früh, zu sagen, ob die Firmen weiterhin mit Russland zusammenarbeiten.
Autor: Florence Schurch Generalsekretärin «Swiss Trading & Shipping Association»

Mit einer Prognose über die mögliche Reaktion westlicher Rohstoffhändler hält sich Schurch zurück: «Im Moment ist es schlicht noch zu früh, zu sagen, ob die Firmen weiterhin mit Russland zusammenarbeiten.»

Daniel Kalt, Chefökonom bei der UBS, glaubt: Das Interesse an Gaslieferungen ist weiterhin gross – im Westen, wie auch in Russland. «Die Russen kriegen dadurch Deviseneinnahmen und können den Krieg weiter finanzieren. Und Westeuropa kann sich aus ökonomischer Sicht schlicht noch nicht von diesen Gaslieferungen abkoppeln.»

Gas: Schweiz hat keine Lieferverträge mit Russland

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Hiesige Energieunternehmen haben keine direkten Lieferverträge mit Russland. Die Schweiz kauft das Gas laut dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie primär auf Handelsplätzen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien ein.

Allerdings bestehe das Risiko, dass Putin irgendwann sage: Wir drehen jetzt den Gashahn zu. Steige der Westen nicht auf seine Bedingungen ein, könne dies ein Vorwand sein, um die Lieferungen zu stoppen.

G7-Staaten pochen auf geltende Verträge

Anzeichen in diese Richtung gibt es. Die G7-Staaten haben Putins Forderung bereits eine Absage erteilt. Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Grossbritannien pochen auf die geltenden Verträge. «Das heisst, dass eine Zahlung in Rubel nicht akzeptabel ist», sagte der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck am Montag nach einer Besprechung mit den G7-Energieministern. Offenkundig wolle Putin die G7-Staaten spalten – das lasse man nicht zu.

Eine Zahlung in Rubel ist nicht akzeptabel.
Autor: Robert Habeck Wirtschafts- und Klimaschutzminister Deutschland

Der deutsche Finanzminister Christian Lindner doppelte am Global Solutions Summit nach: Putins Vorgehen sei Erpressung. «Es gibt Verträge in Dollar und Euro.» Putins Kriegskasse mitzufinanzieren, komme nicht infrage.

Tagesschau, 29.03.2022, 18:00 Uhr

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