«Wir hatten eine Routineuntersuchung vereinbart und es gab keinerlei Anzeichen, dass etwas nicht stimmen würde», erzählt Céline Küng, die Ehefrau von Radprofi Stefan Küng. Anfang 2024 waren die beiden bereits stolze Eltern eines kleinen Jungen, als sie diesen Termin gemeinsam wahrnahmen.
Céline befand sich mitten in ihrer zweiten Schwangerschaft. «Ich war da schon in der 17. oder 18. Woche», sagt sie. Was das Ehepaar nicht ahnte: Auf die Routineuntersuchung folgte eine Hiobsbotschaft. «Schon aufgrund des Gesichtsausdrucks der Frauenärztin war klar, dass etwas nicht stimmte», erinnert sich Stefan Küng.
Sie könne kein Fruchtwasser feststellen, eröffnete die Ärztin dem Paar. Deshalb schickte sie die Küngs ins Spital. «Unter der Diagnose konnten wir uns zu Beginn nichts vorstellen», sagt Stefan Küng. Was er und seine Frau erst später erfuhren: «Das Verdikt war zu diesem Zeitpunkt schon relativ klar: Unser Kind würde nicht lebensfähig sein.»
«Plötzlich dreht sich die Welt um 180 Grad und nichts ist mehr so, wie es zuvor war», sagt Céline Küng. Kein Zwischenbericht, keine Vorfreude, nur ein Schicksalsschlag, der vieles auslöste: Unglaube, Verzweiflung, Trauer. «Es zieht dir den Boden unter den Füssen weg», sagt Stefan Küng. Seine Ehefrau spricht von einem Schockgefühl und von einer grossen Leere, die die Fehlgeburt ausgelöst habe.
«Aber ich habe mich nie gefragt, wieso uns das passiert ist oder ob wir etwas falsch gemacht haben. Auch weil uns die Ärzteschaft unmittelbar danach versichert hat, dass es sich leider um eine Laune der Natur handelt.»
«Man lässt nicht nur das Kind los, sondern auch eine Vorstellung»
Kurze Zeit später mussten die Küngs erneut ins Spital. Céline gebar das Kind. «Uns wurde eine Geburt empfohlen, damit keine Traumatisierungen zurückbleiben. Die Geburt ist wichtig für die Verarbeitung.» Nichtsdestotrotz fragt Céline Küng sich an diesem Tag: «Wie überleben wir das? Man hat ein Baby im Bauch und kann sich gar nicht vorstellen, dieses nicht mehr zu haben.»
Der Moment der Geburt war für die Küngs extrem hart. «Man lässt nicht nur das Kind los, sondern auch die Vorstellung davon, wie das Leben mit diesem Kind gewesen wäre.» Stefan Küng sagt: «Der erste krasse Schockmoment war die Diagnose, der zweite, als ich das Kind in den Händen hatte.»
Die Küngs teilen ihre Geschichte. Mit der Familie. Mit Freunden. Auch mit externen Personen, die sie unterstützen. Später gar mit der Öffentlichkeit auf Instagram. «Wir mussten feststellen, dass es viele Menschen gibt, die ebenfalls eine Fehlgeburt erlebt haben.
Deshalb ist es uns wichtig, über dieses Thema zu sprechen», sagt Stefan Küng. Den Verarbeitungsprozess bezeichnet er als Challenge. «Wir haben viel über unsere Gefühle gesprochen», sagt Céline Küng. Mehr über die Geschichte von Stefan und Céline Küng sowie darüber, wie es dem Paar heute geht, erfahren Sie in der aktuellen Folge von «Kehrseite – abseits des Erfolgs».