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1. SRG-Umfrage Wird der Eigenmietwert abgeschafft? Ja-Seite derzeit vorne

  • Rund sieben Wochen vor Urnengang hätten sich 58 Prozent der befragten Stimmberechtigten für die Abschaffung des Eigenmietwerts ausgesprochen. Das zeigt die 1. SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 28. September 2025, durchgeführt von GFS Bern.
  • Kritische Stimmen kommen insbesondere von Mieterinnen und Mietern sowie aus dem linken Parteispektrum.
  • Es ist noch mit Verschiebungen zu rechnen, da die Meinungsbildung bislang wenig fortgeschritten ist.

Wohneigentümerinnen und -eigentümer müssen aktuell eine «fiktive Miete» für ihre Wohnung oder ihr Haus versteuern – das ist der Eigenmietwert. Im Gegenzug können Schuldzinsen und etwa die Kosten für den Unterhalt vom Einkommen abgezogen werden.

Eine polarisierende Vorlage

Bürgerliche Parteien bis zur Mitte haben die Ja-Parole ergriffen. Auch die Zustimmung der Basis dieser Parteien gilt als gesichert. Ihrer Meinung nach wird damit eine Benachteiligung für alle abgeschafft, die Wohneigentum besitzen, anstreben oder erben.

Linke Parteien haben die Nein-Parole ergriffen, die Meinung der Basis ist aber wenig gefestigt. Das Nein-Lager bemängelt vorwiegend Steuerausfälle und eine Besserstellung von Wohneigentümerinnen und -eigentümern.

Ob die Vorlage Eigentum erschwinglicher machen könnte – da gehen die Meinungen auseinander.
Autor: Martina Mousson Projektleiterin, GFS Bern

«Dem Argument, dass die Abschaffung des Eigenmietwerts vor allem Reiche entlastet, stellt sich eine Mehrheit der Befragten entgegen», betont Martina Mousson vom Forschungsinstitut GFS Bern. Und: «Ob die Vorlage Eigentum für die breite Bevölkerung erschwinglicher machen könnte – da gehen die Meinungen auseinander.»

Unterschiede zeigen sich auch bei den Altersgruppen: Unter 30-Jährige unterstützen die Vorlage nur knapp. Die Zustimmung steigt mit zunehmendem Alter.

Seit Jahren ein Politikum

Der Eigenmietwert war immer wieder ein Thema in der Politik – und bei den Eigenheimbesitzerinnen und -besitzern, die sich benachteiligt fühlen. Der Bundesrat und die Befürworter sprechen nun von «einer ausgewogenen Vorlage».

«Es ist eine Zwei-in-eins-Abstimmung», sagt Mousson. Die Abschaffung des Eigenmietwerts wird an eine Steuer auf Zweitliegenschaften gebunden. Aber: Der Eigenmietwert ist laut GFS Bern das dominante Thema – auch wenn er nicht im offiziellen Titel der Vorlage erscheint.

Was hat der Eigenmietwert mit den Zweitliegenschaften zu tun?

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In der laufenden Debatte dominiert die Abschaffung des Eigenmietwerts, doch auf dem Stimmzettel wird vom «Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften» die Rede sein.

Der Grund für die kommunikative Knacknuss: Die Stimmbevölkerung entscheidet in erster Linie darüber, ob die Kantone eine Steuer auf Zweitliegenschaften einführen dürfen. Gibt es ein Ja von Volk und Ständen zu dieser Objektsteuer auf Zweitwohnungen, dann wird automatisch auch der Eigenmietwert abgeschafft. Die beiden Vorlagen sind miteinander verknüpft, um Steuerausfälle durch eine Abschaffung des Eigenmietwerts zu kompensieren.

Nicht nur die Benennung der Vorlage führt zu Unklarheiten, auch die insgesamt noch wenig gefestigte Meinungsbildung lässt den Ausgang offen. «Denn die politische Schweiz erwacht erst gerade aus den Sommerferien: Die Kampagnen wurden jetzt richtig losgetreten.» Folglich gibt es noch viele Unentschiedene, es wird noch einiges an Bewegung geben.

Und es bleibt die Frage, wie sich die Besitzverhältnisse auf die Abstimmung auswirken. Auf den ersten Blick scheint es ein klarer Fall: Nur gut ein Drittel der Menschen in der Schweiz besitzt Wohneigentum.

Ein Land der Mieterinnen und Mieter?

«Wenn wir uns die Gesamtbevölkerung anschauen, ist die Schweiz das Land der Mieterinnen und Mieter», so Mousson. «Aber wenn wir auf die Stimmbevölkerung fokussieren oder auf die, die auch wirklich abstimmen gehen, dann verschieben sich die Verhältnisse.» Es seien eher die Eigentümerinnen und Eigentümer, die zur Urne gehen.

Es bleibt bis zur 2. SRG-Umfrage abzuwarten, wie stark sich die verschiedenen Gruppen überzeugen und mobilisieren lassen. Für Mousson steht fest: «Hier ist Volatilität drin.»

Die Eckwerte der SRG-Umfrage

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Die Umfrage zu den Abstimmungen vom 28. September 2025 ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem 4. und 18. August 2025 durchgeführt worden. Insgesamt wurden die Antworten von 13’761 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Telefonische Befragung

Telefonisch befragt wurden 505 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt. Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler beträgt ± 2.8 Prozentpunkte.

Bei 505 Befragten und einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Online-Befragung

Zusätzlich wurden Personen online und via Social Media befragt. Die Teilnehmenden wurden dazu unter anderem über die Webportale der SRG rekrutiert. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 13'256 Stimmberechtigten für die Auswertung verwendet werden.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen zum Beispiel typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil.

Diese Daten werden aber mittels Gewichtungen an die realen Verhältnisse der Stimmberechtigten angenähert. Es werden dabei räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter oder Geschlecht) und politische Gewichtungsfaktoren eingesetzt. Durch diese Gewichtung wird die Repräsentativität der Stichprobe optimiert. Ziel ist, die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite von GFS Bern.

Abstimmungsspecial

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Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 28. September 2025.

SRF 4 News, 22.8.2024, 6 Uhr; wilh

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