- Rund drei Wochen vor dem Urnengang hätten sich 59 Prozent der befragten Stimmberechtigten für die E-ID ausgesprochen. Das zeigt die 2. SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 28. September 2025, durchgeführt von GFS Bern.
- Damit sind die Verhältnisse im Vergleich zum Vormonat stabil geblieben. Mittlerweile haben über zwei Drittel der Befragten gefestigte Stimmabsichten.
- Insbesondere das Vertrauen in staatliche Institutionen, Parteibindung und Einkommen beeinflussen die Haltung zur digitalen Identität.
Die E-ID ist stark politisiert – so prägen die Parteibindungen die Haltungen am stärksten: Rund drei Viertel der Anhängerschaften von SP, Grünen, Grünliberalen oder FDP wollen Ja stimmen. Bei der Mitte sind es 70 Prozent.
Die Nein-Parole der SVP hat die bereits mehrheitlich kritische Einschätzung in der Partei noch etwas verstärkt. Derzeit würden 60 Prozent ihrer Anhängerschaft Nein stimmen.
Die Unterstützung für die Vorlage ist laut Co-Leiter von GFS Bern, Lukas Golder, im Vergleich zur ersten Umfrage fast gleich geblieben. Aber: «Wir sehen eine Verstärkung der Meinungen.»
Fortgeschrittene Meinungsbildung
Anfang September haben sich bereits 67 Prozent der Befragten in ihrer Meinung festgelegt – 9 Prozentpunkte mehr als im August. Noch 3 Prozent sind unentschieden.
Dabei ist das Konfliktmuster entlang der Vertrauensfrage weiterhin deutlich: Die Vorlage hat Golder zufolge «viel mit dem Vertrauen in die Institutionen zu tun». So sprechen sich Stimmberechtigte mit hohem Vertrauen in die Regierung für das E-ID-Gesetz aus. Wer der Regierung misstraut, lehnt die Vorlage hingegen ab.
Auch eine Polarisierung nach Einkommensgruppen ist erkennbar: Während Befragte mit höheren Haushaltseinkommen – ab 9000 Franken – deutlich zustimmen, finden sich in den unteren Einkommensschichten Mehrheiten dagegen. Das übersetzt sich in die verschiedenen Bildungsgruppen. Teilnahmewillige mit niedrigem Bildungsniveau sind mehrheitlich gegen die E-ID.
Zwischen den Geschlechtern bleiben graduelle Unterschiede bestehen. Frauen sind nur knapp mehrheitlich dafür und beurteilen die E-ID im Zeitverlauf sogar etwas kritischer. Die Männer sind hingegen deutlich überzeugter. Sie wollen zu einer Mehrheit von fast zwei Dritteln dafür stimmen.
Datenschutz vs. Digitalisierung
Wer um den Schutz der Privatsphäre fürchtet, ist gemäss Wirkungsanalyse am stärksten dem Nein zugewandt. Zudem punktet auf der Contra-Seite vor allem der Hinweis, dass die Einführung der E-ID weniger digital-affine Personen benachteiligen könnte. 58 Prozent stimmen dem zu. Auch die Befürchtung, eine staatlich verwaltete digitale Identität berge Risiken von Missbrauch und Überwachung, wird mehrheitlich geteilt.
Auf der Pro-Seite überzeugt wiederum das Argument, dass eine staatliche Lösung der Abhängigkeit von Tech-Konzernen vorzuziehen sei. 83 Prozent der Befragten stimmen dem zu. Wer Ja stimmen will, ist gemäss Auswertung auch besonders durch das Argument bewegt, mit der Zeit zu gehen – Stichwort Digitalisierung.
Wir gehen von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Annahme aus.
Laut Befragung gehen knapp 70 Prozent der Teilnahmewilligen von einer Annahme der Vorlage aus. Im Durchschnitt schätzen diese den Ja-Anteil auf 55 Prozent. Und so sieht es auch Lukas Golder: «Wir gehen von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Annahme aus.»