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2. SRG-Umfrage Noch 51 Prozent: Abschaffung des Eigenmietwerts auf der Kippe

  • Wäre bereits Anfang September abgestimmt worden, hätten sich 51 Prozent der befragten Stimmberechtigten für die Abschaffung des Eigenmietwerts ausgesprochen. Das zeigt die 2. SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 28. September 2025, durchgeführt von GFS Bern.
  • Der Rückgang der Zustimmung bei gleichzeitiger Zunahme der Ablehnung entspricht einem deutlichen Nein-Trend.
  • Der Gegenwind kommt insbesondere von Mieterinnen und Mietern sowie aus der französischsprachigen Schweiz.

«Die anfängliche Zustimmung ist eindeutig unter Druck geraten», sagt Martina Mousson, Projektleiterin bei GFS Bern: Die Ablehnung ist um 12 Prozentpunkte gestiegen. Der Vorsprung der Ja-Seite hat sich dadurch stark reduziert.

Was hat der Eigenmietwert mit den Zweitliegenschaften zu tun?

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In der laufenden Debatte dominiert die Abschaffung des Eigenmietwerts, doch auf dem Stimmzettel wird vom «Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften» die Rede sein.

Der Grund für die kommunikative Knacknuss: Die Stimmbevölkerung entscheidet in erster Linie darüber, ob die Kantone eine Steuer auf Zweitliegenschaften einführen dürfen. Gibt es ein Ja von Volk und Ständen zu dieser Objektsteuer auf Zweitwohnungen, dann wird automatisch auch der bislang versteuerte Eigenmietwert abgeschafft. Dieser Wert orientiert sich am Betrag, der bei einer Vermietung der selbst bewohnten Liegenschaft eingenommen werden könnte.

Die beiden Vorlagen sind miteinander verknüpft, um Steuerausfälle durch eine Abschaffung des Eigenmietwerts zu kompensieren.

Waren die Meinungen vor einem Monat noch wenig gefestigt, verweisen alle Indikatoren nun auf einen mittel bis fortgeschrittenen Stand der Meinungsbildung.

Im Vergleich zur ersten Umfrage hat sich die politische Polarisierung verschärft: Im linken politischen Spektrum ist die verhaltene Zustimmung einer klaren Ablehnung gewichen. Im rechten politischen Spektrum nimmt die Zustimmung hingegen stetig zu.

Damit stehen nun praktisch alle Parteiwählerschaften mehrheitlich auf Seiten der Position ihrer jeweiligen Mutterpartei. Die Parolen haben ihre Wirkung entfaltet.

Sag mir, wo du wohnst und ich sage dir, wie du stimmst

Die primäre Konfliktlinie entlang der Wohnverhältnisse bestätigt sich nachdrücklich: 62 Prozent der Wohneigentümerinnen und -eigentümer unterstützen die Abschaffung des Eigenmietwerts – aber nur ein Drittel der Mieterinnen und Mieter. 

Auch die Aussicht oder Hoffnung auf zukünftiges Wohneigentum hat laut Mousson nur einen geringen Einfluss auf die aktuellen Stimmabsichten.

Bestätigt wird jedoch der massgebliche Einfluss regionaler Grössen: Die bereits in der Ausgangslage vorhandene Kritik aus der französischsprachigen Schweiz hat sich über den Kampagnenverlauf deutlich verstärkt. In der deutschsprachigen Schweiz bleibt eine stabile Mehrheit dafür, und in der italienischsprachigen Schweiz liegen die Stimmabsichten im Patt. 

Weiter ist bei Jüngeren eine deutliche Abkehr von der Vorlage zu erkennen. «Die Gruppe der unter 40-Jährigen ist ins Nein gekippt», so Mousson. Ältere bleiben weitgehend zustimmend.

Nein-Trend lässt sich argumentativ aufzeigen

«Alle getesteten Pro-Argumente haben an Zustimmung verloren», erklärt Mousson. Auf der anderen Seite hätten die Kontra-Argumente an Zustimmung gewonnen.

Über alle getesteten Argumente hinweg stehen zwar nach wie vor mehr Teilnahmewillige inhaltlich näher bei der Befürworterschaft – 54 Prozent sind den Argumenten der Pro-Seite näher. Doch dieser Wert liegt im Vergleich zum August um sieben Prozentpunkte tiefer.

Der Nein-Trend zeigt sich somit auch auf der inhaltlichen Ebene: «Das Pro-Argument, dass die Abschaffung des Eigenmietwerts Eigentum allgemein erschwinglicher macht, hat deutlich eingebüsst», erklärt Mousson.

Auf der Seite der Gegnerschaft wiederum finden die Befürchtungen, dass vor allem Reiche profitieren würden, oder die Sorge, dass Tourismus- und Bergkantone Steuerausfälle nicht ausreichend kompensieren könnten, zusätzlichen Rückhalt.

Inhaltlich wird die Vorlage immer noch vielerorts getragen.
Autor: Martina Mousson Politikwissenschaftlerin, GFS Bern

Trotz derzeitigem Nein-Trend: «Die Sache ist noch nicht gegessen», meint Mousson. «Denn inhaltlich wird die Vorlage immer noch vielerorts getragen.»

Und so schätzen selbst die Befragten den Ja-Anteil für am Abstimmungssonntag im Mittel auf 51 Prozent. Das Rennen ist noch offen.

Die Eckwerte der Umfrage

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Die Umfrage zur Abstimmung vom 28. September 2025 ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem 3. und 11. September 2025 durchgeführt worden. Insgesamt wurden die Antworten von 14’416 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Befragungsarten: telefonisch, online und via Social Media

Telefonisch befragt wurden Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt. Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten.

Zusätzlich wurden Personen online befragt. Die Teilnehmenden wurden dazu über die Webportale der SRG rekrutiert. Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen zum Beispiel typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil.

Die Daten werden aber mittels Gewichtungen an die realen Verhältnisse der Stimmberechtigten angenähert. Es werden dabei räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter oder Geschlecht) und politische Gewichtungsfaktoren eingesetzt. Durch diese Gewichtung wird die Repräsentativität der Stichprobe optimiert. Ziel ist, die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.

Weitere Personen wurden über Social-Media-Kanäle befragt. Rekrutiert wurden diese Befragten über Social Media Ads vom Unternehmen Boomerang Ideas. Die über KI generierten Ads werden gezielt auf verschiedenen Plattformen für Personen mit unterschiedlichem Alter, aus verschiedenen Regionen und mit beiden Geschlechtern ausgespielt. Befragt wurden einzig die Stimmabsichten zur Vorlage, keine Argumente.

Weitere Informationen zur Methode

Umfragen sind Momentaufnahmen

Der statistische Fehler beträgt gemäss GFS Bern +/-2.8 Prozentpunkte. Bei einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Das Forschungsinstitut GFS Bern führte zwei Umfragen zur Abstimmung vom 28. September 2025 durch. Die Autoren der Umfrage betonen, die Ergebnisse seien kein vorweggenommenes Abstimmungsergebnis, sondern eine Momentaufnahme zur Zeit der Befragung. Aussagen über den Trend in der Meinungsbildung können allenfalls bei der zweiten Umfrage, welche vor der Schlussmobilisierung durchgeführt wird, gemacht werden.

Den gesamten Bericht zur SRG-Umfrage finden Sie auf der Seite von GFS Bern.

Abstimmungsspecial

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Legende: SRF

News und Hintergründe zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 28. September 2025.

SRF 4 News, 17.9.2025, 6 Uhr; ; 

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