Start der Sommer-RS: Am Montag sind rund 8500 Rekrutinnen und Rekruten sowie 2400 Kader in die Sommer-Rekrutenschule gestartet, wie das VBS mitteilt. Der Anteil der Frauen liegt bei 3.4 Prozent. Doch wie hält es die junge Generation mit dem Militär?
Training für den Krieg wichtig: Traditionell sind junge Schweizerinnen und Schweizer eigentlich im Vergleich mit der restlichen Bevölkerung am armeekritischsten. Aber genau das ändert sich aktuell. Das zeigt die sogenannte Sicherheitsstudie der Schweiz. Diese wird jedes Jahr unter anderem von der Militärakademie der ETH Zürich (Milak) durchgeführt. Letztere beschäftigt sich auch mit der Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Armee.
Das sagt der Experte: Tibor Szvircsev Tresch ist Dozent an der Milak und Herausgeber der Sicherheitsstudie. Er beobachtet, dass die Armee bei den Jungen wieder mehr Unterstützung erhalte: «Die Frage danach, ob die Armee notwendig ist, haben 71 Prozent der 18- bis 34-Jährigen bejaht. Vor dem Ukrainekrieg waren das nur 60 Prozent.» Hier fände also ein Umdenken statt, sagt Szvircsev Tresch.
Ein Widerspruch: Nun müsste man meinen, es würden sich auch mehr junge Menschen dazu entscheiden, Militärdienst zu leisten. Doch dem ist nicht so. Die Armee warnt immer wieder, sie habe einen Personalmangel. Das Parlament arbeitet an mehreren Ideen, um die Zahl der Soldaten und Soldatinnen zu erhöhen. Ob die Armee wirklich einen Personalmangel hat, ist politisch umstritten. Fakt ist: Es gehen nicht mehr junge Menschen in die RS oder machen danach weiter.
Militärsoziologe ordnet ein: Laut Szvircsev Tresch spielt hierbei die persönliche Betroffenheit eine Rolle. Denn falls es zum Ernstfall kommen würde, wären es genau die 18- bis 34-Jährigen, die in den Krieg ziehen müssten. Das sehe man auch in der Ukraine, wo viele Männer sich der Wehrpflicht entziehen und sich ins Ausland absetzten. Ausserdem spiele beim Militärdienst die Vereinbarkeit mit dem Zivilleben eine Rolle, wie er weiter sagt. Darauf wies ein Bericht der Zivildienststelle hin.
Bericht Zivildienstwechsel
Zu wenig Individualität? Man sagt der Gen Z nach, sie lege auch im Berufsleben viel Wert auf ihre Individualität und auf eine gute Work-Life-Balance. Passen die Jungen mit ihrem Lebensstil heute nicht mehr zur Armee? Davon will der Experte nichts wissen: «So generalisierend kann man dies nicht sagen.» Die Studie von Zivildienstleistenden zeige einfach, die wahrgenommene Sinnhaftigkeit werde als geringer betrachtet im Militär. Ausserdem gilt auch hier: Das ist nur die Statistik und trifft nicht auf alle Einzelpersonen zu.
Einrückungszahlen sprechen für sich: Die Bereitschaft, sich im Militär zu engagieren, ist nicht gestiegen. Doch sie ist auch nicht gesunken, wie Szvircsev Tresch sagt: «Es wird zwar medial darüber gesprochen, dass mehr Leute in den Zivildienst gehen. Was man aber berücksichtigen muss: Es gibt auch deutlich mehr Stellungspflichtige als in den Vorjahren.» Die Zahl von 11’000 Personen, die die Armee jährlich verlassen, komme auch daher, weil überhaupt mehr Leute stellungspflichtig seien.
Armee ja, selber dienen, nein danke: Tibor Szvircsev Tresch sagt gegenüber SRF, dass sowohl früher wie auch heute wohl immer noch das gleiche Motto hinsichtlich Armee gelte: «Ja, aber ohne mich.» Diese Haltung war bei früheren Generationen teilweise gleich und heute ist das «Ja» für die Jungen wohl tendenziell noch wichtiger. Das «ohne mich» bleibt aber bestehen.