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Kampfjet-Beschaffung Thomas Süssli: «Für den Schutz der Schweiz brauchen wir den F-35»

Die USA wollen mehr Geld für die F-35-Kampfjets. Bis zu 1.3 Milliarden Franken teurer könnte der Deal für die Schweiz werden. Armeechef Thomas Süssli nimmt erstmals Stellung und lässt durchblicken, dass es auch möglich wäre, weniger Jets zu kaufen als die vereinbarten 36.

Thomas Süssli

Chef der Schweizer Armee

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Der 57-jährige Aargauer ist seit dem 1. Januar 2020 verantwortlich für die Führung der Schweizer Armee. Er leitet den Departementsbereich Verteidigung und untersteht damit direkt dem Chef des Eidgenössischen Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), Bundesrat Martin Pfister. Nach mehr als fünf Jahren im Amt hat sich Thomas Süssli entschieden, per Ende 2025 von seinem Amt zurückzutreten.

SRF News: Die Kampfjets könnten teurer werden als gedacht. Hat Sie das überrascht?

Thomas Süssli: Was uns nicht überrascht, ist, dass die Preise für Rüstungsgüter allgemein deutlich gestiegen sind. Vor drei Jahren kostete eine Granate noch 1200 Dollar, heute sind es 7400 Dollar. Alles, was man heute beschafft, ist teurer geworden.

Die Schweiz sagt, man habe bei den Kampfjets einen Fixpreis vereinbart. Die USA wollen davon offenbar nichts mehr wissen. Sind die Amerikaner unzuverlässig geworden?

Für uns ist klar: Es handelt sich um einen Fixpreis-Vertrag, den wir mit der US-Regierung abgeschlossen haben. So steht es im Vertrag, und so interpretieren wir ihn auch. Nun gilt es, mit den USA das Gespräch zu suchen.

Für den Schutz unseres Landes brauchen wir genau diesen Kampfjet.

Wenn die Verhandlungen zu nichts führen, wird dann der F-35-Kauf gestoppt?

Nein. Die Schweiz braucht diesen Flieger. Wir haben 2018 und 2019 eine Evaluation durchgeführt und vier Flugzeugtypen im Detail geprüft. Der F-35 hat unsere Anforderungen mit Abstand am besten erfüllt, sowohl operativ als auch finanziell. Darum sagen wir klar: Für den Schutz unseres Landes brauchen wir genau diesen Kampfjet.

Entweder das Parlament genehmigt einen Zusatzkredit oder wir passen die Menge an.

Soll das VBS jetzt wegen der möglichen Mehrkosten weniger Flieger kaufen? Würden 24 Kampfjets reichen, anstatt 36?

Schon 2017 haben wir im Bericht «Luftverteidigung der Zukunft» untersucht, wie viele Jets es braucht, sowohl im Normalbetrieb als auch bei erhöhter Bedrohungslage. Wenn sich herausstellt, dass wir nicht alle 36 Flieger im aktuellen Rahmen beschaffen können, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder das Parlament genehmigt einen Zusatzkredit oder wir passen die Menge an.

Wir müssen potenziellen Angreifern signalisieren: Die Schweiz ist verteidigungsfähig.

Weshalb braucht die Schweiz überhaupt Kampfjets?

Wenn die Schweiz angegriffen werden würde, müssten wir uns verteidigen – idealerweise in Kooperation mit Partnerländern. Und Kooperation ist immer ein Geben und Nehmen. Der F-35 wäre ein Mittel, das wir aktiv in ein solches Bündnis einbringen könnten. Gleichzeitig müssen wir potenziellen Angreifern signalisieren: Die Schweiz ist verteidigungsfähig. Und dabei spielt der F-35 eine zentrale Rolle.

Thomas Süssli.
Legende: Thomas Süssli tritt Ende 2025 als Armeechef zurück. KEYSTONE/Peter Schneider

Gegen wen müsste sich die Schweiz denn konkret verteidigen?

Der deutsche Bundesnachrichtendienst weist darauf hin, dass Russland nach dem Krieg gegen die Ukraine nicht einfach stoppen wird. Es gibt Hinweise, dass Moskau Europa weiter destabilisieren will. Heute ist vielleicht keine konkrete Absicht vorhanden, aber das Potenzial ist da. Und wir wissen aus der Geschichte: Absichten können sich sehr schnell ändern.

Das Gespräch führte David Karasek.

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Tagesgespräch, 01.07.2025, 13 Uhr ; 

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