Ungelöste Kriminalfälle, Hollywood-Wahnsinn, Brutalo-Western und ein Bauerntheater: Das sind die Höhe- und Tiefpunkte des endenden Serienjahres, ausgewählt von der SRF-Filmredaktion.
Top 1: «Dept. Q» (Netflix)
Coole Charaktere, witzig, bissig, aber auch brutal und traurig, das ist diese Krimiserie. Held ist der traumatisierte Polizist Carl Mørck (Matthew Goode). Er wurde angeschossen. Als er zurück in den Dienst kehrt, wird er von seiner Vorgesetzten abgeschoben. In das neu gegründete Department Q, das sich um ungelöste Fälle kümmern soll.
Mørck geht die Sache lustlos an. Bis er auf den Fall der verschwundenen Anklägerin Merritt Lingard stösst. Die Krimireihe basiert auf der «Carl Mørck»-Romanreihe des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen.
Top 2: «The Studio» (Apple+)
Hollywood über Hollywood, das funktioniert oft. Auch hier. Seth Rogen als neuer Studioboss, der sich mit seinem geldgeilen Boss (Bryan Cranston) herumschlagen muss. Auch die Stars sind schwierig.
Martin Scorsese, Zac Efron und Co. spielen Versionen von sich selbst. Das sind keine blassen Cameo-Auftritte, sondern ironische Spielereien mit dem eigenen Image. Scorsese und Ron Howard waren gar für Emmys nominiert. Das Arbeiten in der Traumfabrik ist in «The Studio» ein Alptraum und deshalb superlustig.
Top 3: «Pluribus» (Apple+)
Durch einen ausserirdischen Virus verwandelt sich die Menschheit in ein Kollektiv mit Schwarmintelligenz. Sie können telepathisch miteinander kommunizieren und jeder weiss alles über jeden. Eine ist immun: Carol, eine latent aggressive Bestsellerautorin.
Sie misstraut den Infizierten. Aber nicht nur das. Sie ist genervt von deren Freundlichkeit und den glücklichen Vibes. «Pluribus» ist von Vince Gilligan, der die Kultserie «Breaking Bad» erfunden hat. Hier kehrt er zu seinen Anfängen zurück. Er begann seine Karriere nämlich bei der Mystery-Serie «X-Files». «Pluribus», das ist eine absurde Mischung aus Horror und Komödie, die im langsamen Tempo eine ungewöhnliche Geschichte erzählt.
Top 4: «American Primeval» (Netflix)
Hier wird das tote Western-Genre reanimiert. «American Primeval» verzichtet aber auf abgeschmackte Cowboy-Romantik: Eine Frau und ihr Sohn fliehen vor Kopfgeldjägern. Weil sie wegen Raubmord an ihrem reichen, gewalttätigen Ehemann gesucht wird. Sie trifft auf einen depressiven Trapper und mordlüsterne Mormonen.
Ihre Geschichte spielt vorm Hintergrund des Utah-Kriegs (1857–1858) bei dem es zu Kämpfen zwischen US-Streitkräften und mormonischen Siedlern kam. Diese Version des Wilden Westens ist brutal und hart. Inszeniert von Actionroutinier Peter Berg («Battleship»), geschrieben von Mark L. Smith, der unter anderen das Drehbuch für den Western «The Revenant» beisteuerte.
Flop: «All’s Fair» (Disney+)
Auf dem Papier schien diese Serie super. Ein illustrer Cast mit Kim Kardashian, Naomi Watts, Glenn Close und Sarah Paulson. Der Macher: Ryan Murphy, Erfinder von Erfolgsserien wie «Glee» oder «American Horror Story». Die Ausgangslage klang nach wunderbaren Brutalo-Feminismus: Toughe, supererfolgreiche Scheidungsanwältinnen kämpfen gegen perverse Millionäre und greise Rockstars mit Oralfixierung.
Für ihre Klientinnen tun sie alles, legal, illegal, scheissegal. Herausgekommen ist Hochglanzschrott, in dem die Darstellerinnen sich aufführen, als würden sie in einem zehntklassigen Bauerntheater mitspielen. Das Ganze ist overpaced, oberflächlich und mies erzählt. «All’s Fair» ist so schlecht, dass es einen zum Weitergucken zwingt.