Eine Alltagsheldin am Limit, ein rasender Revoluzzer, ein verliebter Käser, singende Dämonenjägerinnen und eine lahme Alien-Invasion: Das sind die Hoch- und Tiefpunkte des endenden Kinojahres, ausgewählt von der SRF-Filmredaktion.
Top: «KPop Demon Hunters»
Der Animationsfilm «KPop Demon Hunters» war 2025 das Paradebeispiel für perfektes Kommerzkino aus den USA. Er sieht aus wie ein Anime, ist ein Musical mit K-Pop-Songs, gesungen von echten K-Pop-Stars und nimmt sich sogar die Zeit, einen ironischen Blick auf die Fan-Kultur des Musikgenres zu werfen. Die Songs sind Ohrwürmer und stürmten die Charts.
Die Story ist klar und einfach: Die supererfolgreiche K-Pop-Girl-Band «HUNTR/X» kämpft gegen Dämonen. Der Dämonen-Fürst formt eine Boyband und schickt sie in den Kampf um die Erde und den Platz in den Charts. Das ist Popcornkino, nicht nur für K-Pop-Fans. Die Fortsetzung ist schon geplant; mit «KPop Demon Hunters» wurde eine Gelddruckmaschine angeworfen. (Enno Reins)
Top: «Heldin»
«Heldin» von Petra Volpe war schon anfangs Jahr mein Favorit: authentisch, emotional, nervenaufreibend. Das Drama begleitet die Pflegefachfrau Floria Lin (fesselnd gespielt von Leonie Benesch) eine Nacht lang bei ihrer Schicht in der onkologischen Chirurgie in einem Schweizer Spital.
Ihre Station ist voll belegt, aber chronisch unterbesetzt. Trotz Hektik kümmert sich Floria fürsorglich und routiniert um die meist schwerkranken Patientinnen und Patienten. Doch als ihr ein gefährlicher Fehler unterläuft, gerät die Situation ausser Kontrolle. Die Hommage an Pflegefachkräfte geht an die Nieren, ans Herz und ins Oscar-Rennen für die Schweiz. (Sandra Steffan)
Top: «One Battle after Another»
Bei Filmen von Paul Thomas Anderson sind die Erwartungen hoch, mit «One Battle after Another» hat er sie mehr als erfüllt. Die intensive Familiengeschichte in einer US-amerikanischen Terrorzelle schlägt zu Beginn einige erzählerische Haken, rast dann aber schnurgerade und mit Vollgas auf das Ende zu. Selten sind zweieinhalb Stunden schneller vergangen.
Die Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Sean Penn sind umwerfend. Schauspiel, Kamera, Schnitt und die Musik von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood – alles an diesem Film ist grosse Kunst. (Andres Hutter)
Top: «Vingt Dieu»
Die 31-jährige Louise Courvoisier wirft in ihrem Spielfilm-Erstling «Vingt Dieu» einen zärtlichen Blick auf die raue Realität einer verlorenen Jugend im französischen Jura. Im Zentrum steht der 18-jährige Totone, der nach dem Tod des Vaters plötzlich Verantwortung für sich und seine kleine Schwester übernehmen muss – und sich vornimmt, den besten Käse der Region zu machen.
Auf leisen Sohlen eroberte der Film im Lauf des Jahres unter dem Titel «Holy Cow» auch die cinephilen Herzen im anglophonen Raum, wie ein Blick auf die Plattform «Rotten Tomatoes» zeigt. Dieser Rohdiamant ist mein «Coup de Coeur» des Kinojahres. (Brigitte Häring)
Flop: «War of the Worlds»
Weiss der Geier, warum Amazon diesen Pandemiefilm mit fünf Jahren Verspätung doch noch veröffentlicht hat. «War of the Worlds» ist ein sogenannter Desktopfilm: Alles, was das Publikum zu sehen bekommt, spielt sich auf dem Computer von Hauptdarsteller Ice Cube ab.
Während Aliens die Erde angreifen, schaut man zu, wie Excel-Sheets befüllt werden. Der Film reichert die bekannte Geschichte von H.G. Wells mit halbgaren Ideen an – und mit der vielleicht schamlosesten Schleichwerbung der Filmgeschichte. (Andres Hutter)