Die SRF-Musikredaktion zieht Bilanz – mit sechs Alben, die dieses Jahr nicht zu überhören waren.
Miley Cyrus mit «Something Beautiful»
Wir haben lange über diese Platte diskutiert. Perfekt ist sie nicht – aber Mileys Mut, Grenzen zu sprengen und Risiken einzugehen, verdient grossen Respekt. Ihre Stimme schafft immer wieder grosse Emotionen. Genau deshalb ist «Something Beautiful» für uns die Platte des Jahres. (John Bürgin, SRF 3 Musikplanung)
Rosalía mit «LUX»
Wann waren das letzte Mal Kesselpauken in den Top-Ten der Hitparade? Kein Album schlug 2025 höhere Wellen als Rosalías 14-sprachiges Meisterwerk «LUX». Während die globale Popkultur immer mehr mit KI flirtet, setzt das katalanische Ausnahmetalent auf maximal menschliche Perfektion – und macht damit Avantgarde massentauglich.
Sie hätte einfach eine weitere Runde auf dem Reggaeton-Schiff drehen können – Rosalía geht lieber weiter und bringt mit ihrem orchestralen Epos die Welt dazu, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was Popmusik ist und was aus ihr werden kann. (Claudio Landolt, SRF 3 Musikredaktion)
Geese mit «Getting Killed»
New Yorker Gänse, Autobomben, isolierte Beatles-Gitarren, ein ukrainischer Chor: hört sich nach Material an, aus dem Fieberträume gemacht sind. Aber ein Mal durch den musikalischen Fleischwolf – Fleischgans? – von Cameron Winter und Band gejagt, resultierte daraus «Getting Killed», das Indie-Highlight des Jahres. (Lea Inderbitzin, SRF 3 Sounds!)
Clipse mit «Let God Sort Em Out»
Clipse sind der lebende Beweis dafür, dass Rap keine Limits kennt. Sie spielten 2025 als erste Rapper überhaupt im Vatikan. Gleichzeitig lieferte uns das Duo bestehend aus Pusha T und seinem Bruder No Malice ein knallhartes Album für eingefleischte Rapfans.
Superproduzent Pharrell Williams gibt «Let God Sort Em Out» eine minimalistische, trockene und musikalisch anspruchsvolle Spielfläche um sich in den Themenfeldern Kokain, Gott, Familie und Tod auszutoben. Sucht man Abwechslung ist es das falsche Album – sind Authentizität und Geradlinigkeit gefragt, gab es 2025 kein besseres Hip-Hop-Album. (Pablo Vögtli, SRF Bounce)
Tame Impala mit «Deadbeat»
2025 hatte viele starke Elektroplatten – jene von Sudan Archives, Nick León oder Ela Minus etwa. Doch auf den Thron sitzt für uns ein Neuling im Genre: Der australische (Ex?-)Indie-Rocker Tame Impala überrascht mit seinem simpel gehaltenen, aber mutigen und ehrlichen Dancefloor-Outing.
Die Songs von «Deadbeat» tragen eine leichte Melancholie in sich, mit warmen, leicht verwaschenen Synth-Texturen. Dazu kommt ein feiner Hauch 00er-Indie-Clubnostalgie, der eine Mischung aus Tagtraum und Euphorie auslöst. (John Bürgin, SRF 3 Sounds! Mixtape)
Splendid mit «Splendid»
Der Berner Untergrund hat eine neue Supergroup! Mike Egger, Sänger von Jeans for Jesus, und Levin Dennler, Produzent von Acts wie Trettmann, Cro, Stereo Luchs oder Lo & Leduc, sind Splendid.
Sie wagen sich an grosse Songs wie Polo Hofers «Wägem Gäld» – und mehr: Das Duo covert den Song nicht nur, sie machen etwas Eigenes draus. Mit einer spielerischen Leichtigkeit inklusive Autotune auf Hofers Texten. Popkulturelles Upcycling. Splendid entstauben Gitarren-Rock, verbinden neue Sounds mit bereits bekannten Ideen. So treffen ihre Geschichten aus dem Stadtleben den Nerv der Zeit. (Céline Werdelis, SRF 3 Punkt CH)