Ein von einer Frau gespielter Hamlet, Drag-Meerjungfrauen, Unterwasser-Violinen und Kuschel-Einlagen gegen die Isolation: Das waren und sind die Höhepunkte des endenden Theaterjahres, ausgewählt von der SRF-Redaktion.
«Hamlet» am Theater Basel
Alles ist Spiel. Tragödie und Komödie gleichermassen. Was ist echt, was ist gespielt? Wer täuscht etwas vor, wer lässt sich täuschen? Die Schauspielerin Gala Othero Winter spielt am Theater Basel in Antú Romero Nunes' Inszenierung den Hamlet: Zart, verletzlich und gleichzeitig von Zorn getrieben. Zusammen mit einem gewohnt spielfreudigen Ensemble bringt der Abend Shakespeares berühmtesten Klassiker als beste Unterhaltung auf die Bühne und lässt dabei auch die Verzweiflung an der heutigen Welt immer wieder aufscheinen. Was liegt näher, als dieser im Spiel mutig entgegenzutreten! (Dagmar Walser)
«Die kleine Meerjungfrau – a Fluid Fairy Fantasy» im Schauspielhaus Zürich
Es gibt Momente im Theater, wo das Publikum vor Begeisterung aus den Sesseln springt. So geschehen am Schauspielhaus Zürich, wo «Die kleine Meerjungfrau» von H.C. Andersen als schillerndes Panorama rund um Zugehörigkeit, sexuelle Identität und Selbstfindung auf die Bühne gezaubert wurde. Die grosse Frage, wie viel man für die Erfüllung sehnlichster Wünsche aufs Spiel setzt, kam so fantasie- und liebevoll ausgestattet, so leicht und verspielt, intelligent und tiefgründig daher, dass es den einen oder die andere zu Tränen rührte. (Kaa Linder)
Das Festival Cirque’ in Aarau
Zirkus, das ist Magie, Poesie, Spektakel und noch viel mehr. Alle paar Jahre verwandelt das Festival Cirque’ die Aarauer Altstadt in eine grosse Manege und zeigt zeitgenössische internationale Zirkuskunst. Zur zehnten Ausgabe begeisterte das Festival mit einem mystischen Unterwasserkonzert. Mitten im Stadtpark spielten vier Musiker in einer Art Aquarien auf speziell präparierten Instrumenten wie einer Violine, einer Orgel, einem Schlagzeug und sangen (ohne Luftblasen!). Ein unvergessliches Klangerlebnis, das Gross und Klein verzauberte und das Publikum staunen liess. (Fabienne Nägeli)
Tabea Martin: «Is that all there is» in der Kaserne Basel
Grossartig, wie die drei Protagonistinnen im neuesten Stück von Tabea Martin «Is that all there is» zwischen den Polen individueller Freiheit und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit hin- und herpendeln. Da wird gekuschelt, aber auch aneinander gezerrt, denn immer wieder zieht es einen der Tänzer weg aus dem eingeschworenen Trio. Für dieses Hin und Her hat die Choreografin eine ganz eigene Handschrift gefunden: wild und ruppig, mit akrobatischen Momenten und ironischem Augenzwinkern. Stimmig auch die Musik des Frauenkollektivs SoundSisters aus Marrakesh: Laut und manchmal ganz still. (Maya Künzler)