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Highlights der Kultur-Welt Big Deal! Diese Mini-Momente waren 2025 gross

Katy Perry war im All, Taylor Swift hat sich verlobt: Das haben Sie sicherlich nicht verpasst. Hier kommen Kulturmomente, die nicht in aller Munde waren – aber unbedingt der Rede wert sind. Klein, aber fein!

1. Patti Smith liest «Lázár»

Lob für «Lázár»: Das gab's zuhauf. Der Schweizer Jungautor Nelio Biedermann wird von den Feuilletons gefeiert. Am meisten schmeichelte ihm wohl aber ein Post von Patti Smith: «Lázár» lag einfach da – beiläufig auf einem Beistelltischchen in einem Hotel in Hollywood.

«Unbelievable», kommentierte Biedermann. Ein Idol, das das eigene Buch liest? Träume können eben noch wahrwerden. (Danja Nüesch)

2. Aromatherapie

Momente der Einigung sind rar geworden. Bei Chlorhühnern und Erbgutfragen schlägt das helvetische Erregungsbarometer routiniert aus. Wie schön, dass es eine nationale Essenz gibt, die allen gleichermassen Halt gibt.

Die Aromat-Streuwürze ist nun schon 72 Jahre alt und immer noch ein Hit. Auch dank dem User dabbax, der in diesem Jahr mit einem Tiktok-Volksentscheid das Internet darüber abstimmen liess, ob Aromat oder Bündnerfleisch, neuer Geschmacks-USP der Zweifelchips werden könnten.

Das Unternehmen regierte schnell, tütete einen Deal mit Unilever ein; in Stadelhofen standen junge Menschen Schlange für eine erste Kostprobe. Meinungsdifferenzen? Ja klar, aber gleichwohl mit markantem Wir-Gefühl: «Meh Schwiiz goht nüme». (Hannah Krug)

3. Die einfache Frage nach dem vielen Geld

«Wenn ihr Milliardäre seid, warum seid ihr Milliardäre?» Billie Eilish stellte diese Frage bei einer Preisverleihung des «Wall Street Journal». Kein Manifest, eher ein Achselzucken mit Mikrofon. Im Raum: Mark Zuckerberg und andere Superreiche.

Eilish: Warum sammelt man Milliarden, während die Welt gleichzeitig hungert, brennt, zerbröselt? Als Elon Musk wieder einmal noch reicher wurde und in Richtung Billionär schielte, rechnete Eilish auf Instagram vor, was man mit diesem Geld alles tun könnte: Hunger lindern, Wasser sichern, Arten retten. Ihre Rede endete mit: «Nichts gegen euch – aber gebt euer Geld ab.» (Ana Matijašević)

4. Marion Cotillard: eine Zumutung

Das Leben kann eine Zumutung sein. Und wir Menschen: sowieso. So gesehen in einer französischen TV-Sendung

Im Studio: die französische Star-Schauspielerin Marion Cotillard. Sie ist da, um über ihren neuen Film und ihre Rolle in der Erfolgsserie «The Morning Show» zu sprechen. Aber Promi-Journalistin Léa Salamé will davon eigentlich nichts wissen: Sie spricht sie auf das Ende ihrer langjährigen Beziehung mit Guillaume Canet an. Ihre Frage: Comment ça va, nach der séparation als Promipaar? 

«Ça va», sagt Cotillard spitz – und ergänzt: «Et vous?» Wenn Blick töten könnten – Cotillard hätte definitiv die Skills. Salamé: blamiert. 

Spüre ich da Schadenfreude für Menschen, die die Nase zu sehr in das Leben anderer stecken? Die Stars für keine Menschen halten? Vielleicht. Und Mini-Tipp vom Moralapostel: Wenn Sie das nächste Mal jemanden fragen, wie es geht: Überlegen Sie sich kurz: Worum geht's, wenn ich frage: Wie geht's? Vielleicht ein Vorsatz fürs 2026. (Danja Nüesch)

5. «Wunderschöne Seele, Bruder!»

Ein Emoji, vier Folgen, 100 Millionen Klicks: «Adolescence» bescherte Netflix im Frühling 2025 einen seltenen Monokultur-Moment. Ein 13-Jähriger ersticht seine Mitschülerin, nachdem sie ihn auf Instagram mit einem Dynamit-Emoji als Incel markiert. Es folgten Debatten über Jugend, Smartphones und den Einfluss misogyn­er Influencer.

Eine kleine, aber feine Schweizer Sidestory, die dazu passt: Seit dem Frühling klärt der 17-jährige Gabriele auf Tiktok über Probleme der Jugend auf. Feinfühlig, reflektiert und offen redet er über mentale Probleme, Einsamkeit, Sinnsuche. «Wunderschöne Seele, Bruder!», bedankt sich ein User. 

Gabriele selbst kenne es, sich verloren zu fühlen. Was er sagt, ist nicht neu. Aber er trifft einen Nerv. Er berührt mit seiner Art. «Ich will dir einfach mitgeben: Du bist nicht allein.» Chapeau. (Mara Schwab)

6. Von Stuckrad-Barres verkehrte Welt 

Benjamin von Stuckrad-Barres Leitspruch sagt schon viel: «Blöd fürs Leben, super für die Kunst». Sucht, Selbstzerstörung: die Lebens- und Leidensthemen des Autors. Stuckrad-Barre ist schonungslos mit sich selbst, auch mit der Gesellschaft. Seine Sicht: sicher nie langweilig, oft wahnsinnig witzig.

In einer deutschen Talkshow verriet er seine tägliche Routine: «Ich sitze immer in so einem Sessel und schaue aus dem Fenster. Das ist eigentlich das, was ich am meisten mache.» Die Moderatorin fragt: «Und dann Vögel beobachten und so?» «Nein, ich habe den Eindruck, es ist umgekehrt. Die Vögel beobachten mich.»

Verkehrte Welt – wunderbare Idee. Das Video: über eine halbe Million Mal geschaut. (Danja Nüesch)

7. Ein Satz in der U-Bahn

Die «Subway Takes» von Komiker Kareem Rahma funktionieren simpel: eine Kamera, eine U-Bahn, eine Frage. Was ist dein Take? Also deine Haltung, dein Satz, dein Ding. Meist schnell, manchmal flüchtig. Folge 565 blieb. Der Schauspieler Peter Vack sagt: «Das grösste Privileg ist es, Eltern zu haben, die einen emotional unterstützen.» Kein Witz, kein Twist, nur dieser Satz.

100 Prozent Zustimmung. Reiche Eltern, gut vernetzte Eltern, all das klingt beeindruckend, verliert aber sofort an Glanz, wenn das Grundbedürfnis nicht gedeckt wird. Das Gute an diesem Moment war, dass er nichts Neues behauptete. Sondern etwas Offensichtliches so klar sagte, dass man kurz still wurde. In einer U-Bahn, im Internet, im Kopf. (Ana Matijašević)

8. Azzurro ist das neue Beige

Vanilla-Girls – unter der Stringenz neutraler Farbtöne subsumierte sich einst ein hyggeliger Wunsch nach Rückzug. Das war einmal.

2025 durfte es wieder bunter und vor allem selbstspöttischer zugehen: Der Italo-Schlager erlebte ein popkulturelles Comeback. Zum Beispiel in Form von eckigen Sonnenbrillen, Föhnfrisuren und weissen Anzügen bei Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.

Hits wie «Dolce Vita», «Bella Napoli» oder «Baci» garantieren Urlaubsgefühle für alle. Mit «Mi amore, espresso macchiato per favore» ging der estnische ESC-Vertreter Tommy Cash schon vor dem Wettbewerb viral. Auch der Schweizer Sänger Valentino Vivace singt sich mit «Come Mai» in die Festivalherzen. Der Italo-Schlager spielt mit der Retro-Sehnsucht, ohne nostalgisch zu wirken. Selten war ein Trend so bewusst inszeniert und dabei so emotional. Bitte mehr davon. (Hannah Krug)

9. Der Fisch, der Wellen schlug

Ein Anglerfisch schwamm an die Meeresoberfläche. Und starb. Es schluchzte aus allen Ecken des Internets – äh, why? Eigentlich lebt die Anglerfischdame in 2000 Metern Tiefe. Zufällig filmte ein Forscherteam, wie sie bei Teneriffa an die Oberfläche schwamm.

Fanfiction über die Fischdame verbreitete sich: Einmal Sonnenlicht spüren nach einem Leben in der Dunkelheit. Gedichte wurden geschrieben, Tattoos gestochen. Es ging nicht mehr um den – pardon, Fischdame – potthässlichen Fisch. Sondern um Hoffnung, Mut, Einsamkeit.

Sie war wohl eher krank, so Forscher. Oder sie frass einen anderen Fisch, der Gas hatte – und sie hochtrieb. Sie hatte Blähungen, keinen Drive.

Egal: Anglerfisch-Aficionados brauchten einen «good cry». Natürlich gab es 2025 substanziellere Dinge. Manchmal ist es einfacher, seine Gefühle in eine tragische Fisch-Fabel zu stecken, statt sich existenziellen Ängsten zu stellen.

Das Netz brauchte eine kathartische Befreiung. Und die Anglerfisch-Dame hat geliefert. (Mara Schwab)

Jahresrückblick 2025: Die Übersicht

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Von Film bis Literatur: Was uns 2025 in der Kultur überraschte, beeindruckte – und bisweilen auch enttäuschte. Die Rückblicke auf das endende Kulturjahr:

Radio SRF 4 News, 20.12.2025, 14:06 Uhr

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